Der schon seit längerem zu beobachtende, anhaltende Anstieg der Arbeitslosigkeit und die damit einhergehende geringe Beschäftigungsdynamik in zahlreichen Ländern Kontinentaleuropas bedürfen nach wie vor einer umfassenden Erklärung. Zahlreiche Teilstücke des Puzzles sind zwar mittlerweile eingehend analysiert worden, dafür tauchen aber an anderen Stellen immer wieder neue Fragen auf. Ohne Frage hängt die anhaltende Beschäftigungsmisere vor allem in den großen kontinentaleuropäischen Ländern, also insbesondere in Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien, viel mit den etwa im Vergleich zu den USA weitaus rigideren Arbeitsmärkten und dem großzügigeren Sozialstaat zusammen. Diese beiden institutionellen Faktoren werden daher nicht zu Unrecht häufig als das Kernproblem der Arbeitsmarktmisere hierzulande angesehen. 1 Allerdings sprechen eine Reihe von Gründen dafür, dass auch andere Faktoren eine Rolle spielen müssen. Zunächst einmal fällt die Kontinuität dieser Institutionen im Zeitablauf auf. Weder haben die Arbeitsmarktrigiditäten noch hat die Großzügigkeit des Sozialstaates im Laufe der letzten rund zwei Jahrzehnte nennenswert zugenommen, so dass diese Institutionen nur in Kombination mit entsprechenden Datenänderungen, wie etwa der sinkenden Nachfrage nach gering qualifizierten Arbeitnehmern aufgrund von Globalisierung und arbeitssparendem technischen Fortschritt, einen wichtigen Erklärungsbeitrag für den Anstieg der Arbeitslosigkeit liefern können. 2 Wirklich kniffelig wird es aber, wenn man mit diesen beiden institutionellen Faktoren allein auch die höhere Beschäftigungsdynamik insgesamt in den USA erklären will, die noch dazu bei weitem nicht nur auf den Bereich der gering qualifizierten Arbeitnehmer beschränkt ist. Es ist alles andere als offensichtlich, warum die hiesige Ausgestaltung des Arbeitsmarktes und des Sozialstaates die Beschäftigungsdynamik im Bereich der höher qualifizierten Arbeitskräfte in nennenswertem Umfang beeinträchtigen sollte. Es liegt daher nahe zu untersuchen, ob in diesem Zusammenhang nicht auch andere institutionelle Faktoren eine maßgebliche Rolle spielen. Schon die ökonomische Intuition legt nahe, dass für das Beschäftigungswachstum über das ganze Lohnspektrum hinweg nicht nur die Höhe der realen Lohnkosten für die Unternehmungen und deren Flexibilität bei negativen Datenänderungen, sondern auch das Wirtschaftswachstum insgesamt und die Investitionstätigkeit eine maßgebliche Rolle spielen sollten. Bislang wurde noch recht wenig Beachtung der Frage geschenkt, ob nicht auch die 1
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