Angesichts der bewahrten Untersuchungsmethoden zur Qualitatsermittlung gartnerischer und landwirtschaftlicher Pflanzenerzeugnissc, wie sie in den bekannten Methodenbuchern niedergelegt sind, erscheint ES als ein schwieriges Unterfangen, neue Methoden ersinnen und erproben -zu wollen, die sich jenen Methoden als ebefibiirtig, wenn nicht gar als uberlegen erweisen konnten. Es war von vornherein klar, daD dies durch Abdnderung oder Verbesserung der bisher geubten Methoden, deren einzelne MaBnahmen z. T. bereits bis zu hochster Subtilitat entwickelt worden sind, nicht zu erreichen war. Daher muBte eine ganz neue Basis gefunden werden, um darauf ein analytisches Gebaude zu crrichten. Als ideales Schema schwebte uns dabei der systematische Trennungsgang zur Auffindung der Metalle in der qualitativen anorganischen Analyse vor, bei der das zu untersuchende Stoffgemisch in Losung gebracht wird, anschliefiend daraus die Einzelstoffe zunachst in Gruppen durch bestimmte Reagentien ausgefallt und dann weiter die Einzelstoffe aufgesucht und bestimmt werden. Dabei war jedoch die Mehrforderung zu stellen, daR die Trennung der Stoffe untercinander exakt und ihre Ausfallung quantitativ sein muDte. Die erste Aufgabe bestand also darin, ein Losungsmittel zu finden, das imstande war, die organischen Substanzen der Pflanze moglichst ohne tiefgreifende Veranderung ZII losen. Nach zahlreichen vergeblichen Versuchen fanden wir im Herbst 1950 das gewiinschte Losungsmittel in der Ameisensaure, und zwar in der hochkonzentrierten, wie sie heute mit einem Gehalt von 99-1000/0 ziemlich wohlfeil in den Handel kommt. Diese Saure lost nicht nur Starke unter Bildung einer opalisierenden Losung ziemlich leicht auf, sondern auch pflanzliche und tierische Proteine, nicht zu reden von den niedrigmolekularen organischen Verbindungen, wie Oligosacchariden, Peptiden, Monosacchariden und Aminosauren, die von der S3urr spielend aufgenommen werden, Cellulose dagegen nicht. Dieses Verhalten des Pflanzenmaterials bot zunachst die Moglichkeit, Zellmembran-und Zellinhaltsstoff e scharf voneinander zu trennen. Schwierigkeiten ergaben sich aber sogleich beim Weiterverarbeiten der abgetrennten Losung. Sie bestanden darin, aus dem Gemisch der in Losung gegangenen Stoffe die einzelnen Bestandteile quantitativ abzu---7 Prof. Dr. C. Lcbmann, Berlin-Dahlem, Lentze-Aller 55/57, Lehmann und Nierchalk [Band 72 scheiden. Dabei war zu erwarten, dab die hochmolekularen Stoffe, Starke und Proteine, sich zuerst dugch organische Fallungsmittel aus der Losung wurden niederschlagen lassen; wie aber sollte es moglich sein, diese Hochmolekularen untereinander zu trennen? V o r v e r s u c h e m i t M o d e l l s u b s t a n z e n S t a r k e. Zur Beantwortung dieser Frage war es unerlaalich, das Verhalten der hochmolekularen Stoffe in ameisensaurer Losung an Modellsubstanzen in Vprversuchen zu studieren. Wir nahmen uns zuerst die Starke vor, und zwar ein kaufliches Kartoffelstarkepraparat rnit 84,22O/0 Trockensubstanz und 0,320/~ Asche. Qualitative Untersuchungen lehrten, daB die S...