Der Beitrag diskutiert die Frage, wie mediale Einflussfaktoren die Herausbildung von Interaktionsordnungen in Videokonferenzen prägen. Anders als bei digitalen Formen schriftlicher Kommunikation einschließlich der sogenannten quasi-synchronen Chat- Kommunikation erfolgt die Kommunikation in Videokonferenzen prinzipiell im Raum wechselseitiger Wahrnehmung; dieser Raum reduziert sich jedoch von der Dreidimensionalität eines betretbaren physischen Ortes auf die Größe eines zweidimensionalen Bildschirms und ist mit einer Dissoziation zwischen der körperlichen Verortung und der audiovisuellen Wahrnehmung der Interaktanten verbunden. Hier setzt der Beitrag an und richtet den Fokus auf die Formen von Anwesenheit und „response presence“ (Goffman) unter den Bedingungen einer eingeschränkten „Wahrnehmungswahrnehmung“ (Hausendorf). In Abkehr von der noch verbreiteten Auffassung von technisierter Kommunikation als Ersatz für Face-to-Face-Begegnungen argumentiert er für eine Betrachtung der Videokonferenzen als eigenständige Interaktionsformen. Speziell bezogen auf Videokonferenzformate, deren Teilnehmerzahl über die bislang meist untersuchten Dyaden oder Kleingruppenkonstellationen hinausreicht, soll verdeutlicht werden, dass sich die Beteiligungsstrukturen in den videobasierten Interaktionen nicht allein den technischen Rahmenbedingungen verdanken, sondern aus dem Zusammenspiel von medientechnologischen Vorgaben, Plattformeinstellungen und der Entwicklung spezifischer Praktiken ihres Gebrauchs resultieren.
Ästhetische Artefakte und Ereignisse, sei es in der Kunst oder der populären Kultur, sind ohne Publikum nicht denkbar. Wie aber das Publikum für die Gegenwart begrifflich zu bestimmen ist, wie es sich im Umgang mit Kunstwerken und -vollzü-gen wahrnehmend und rezipierend verhält, vor allem: wie es die Künste und sich selbst während oder nach der Rezeption -eingebettet in räumlich, zeitlich, dinglich, physisch situierte Alltagspraktiken 1 -kommunikativ formiert und welche Relevanz vor diesem Hintergrund »dem Publikum« für die Kunst und in der Gesellschaft zukommt, muss nach wie vor als weitgehend ungeklärt gelten.In begriffsgeschichtlicher Perspektive handelt es sich beim Publikum nach gän-giger Auffassung zunächst um eine »Kategorie der bürgerlichen Gesellschaft« (Ha-1 Praktiken -als ›Lebensformen‹ und ›Sprachspiele‹ (Wittgenstein) -verbinden nach Theodore R. Schatzki (1996, S. 12 f.) praktisches Tun, damit einhergehende materielle Arrangements, die situierte Verwendung von sprachlichen und anderen Zeichen in der Interaktion und die ›innere‹ Ordnung im Geist der Beteiligten; sie bilden gesellschaftstheoretisch den Schnittpunkt zwischen Handeln und -beweglichenInstitutionen und Strukturen (ebd., S. 11 f.), und sie greifen als »geschicktes Bewältigen« (Sharrock 2012, S. 60) auf verschiedene Arten von Wissen und Können zurück; vgl. dazu näher Habscheid (2016).
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