ZusammenfassungGeschlechtsunterschiede in Bindungsmerkmalen wurden bislang wenig explizit berücksichtigt. Die vorliegende Studie widmet sich dieser Thematik, einschließlich der Vergleiche von unterschiedlichen Altersgruppen sowie von klinischen und nichtklinischen Teilstichproben. Es handelt sich um die Reanalyse von 4 Datensätzen – jeweils einer Repräsentativstichprobe, einer methodenorientierten klinischen Bindungsstudie, den Stichproben des SOPHO-Net-Projekts und einer klinischen Stichprobe des Fachklinikum Tiefenbrunn –, die mithilfe der 8‑Item-Version des Experiences in Close Relationships Questionnaire (ECR-RD8) erhoben wurden. Neben den Gruppenvergleichen sollen die Daten zur Prüfung der Messsinvarianz (konfigural, metrisch, skalar) für Alter, Geschlecht und Gruppenzugehörigkeit dienen. Die Analysen zeigen, dass für Geschlecht und Alter eine komplette Messinvarianz feststellbar war, bezüglich des Patientenstatus allerdings nur eine metrische Messinvarianz. In Übereinstimmung mit einer vorliegenden Metaanalyse äußerten Frauen mehr Bindungsangst als Männer, Altersunterschiede deuten auf weniger Bindungsangst im höheren Lebensalter hin, speziell die jüngeren Personen (14 bis 24 Jahre) waren bindungsvermeidender.
Das transdiagnostische Konzept der Ich- bzw. Persönlichkeitsstruktur spielt in der psychodynamischen Krankheitslehre eine zentrale Rolle, gelten doch viele psychische und psychoso-matische Störungen als Ausdruck struktureller Vulnerabilitäten und Defizite. Daher kommt der Strukturdiagnostik eine besondere Bedeutung zu, gerade unter differenzialindikatorischen und behandlungstechnischen Aspekten. Weil Veränderungen der Persönlichkeitsstruktur auch als Therapieziel immer mehr Beachtung finden, sollten strukturdiagnostische Verfahren änderungssensitiv sein, um diese angemessen zu erfassen. Die Kurzform des OPD-Strukturfragebogens (OPD-SFK) wird zwar aufgrund ihrer Anwendungsökonomie klinisch und wissenschaftlich vielfach eingesetzt, ist bisher jedoch nicht auf ihre Eignung zur Veränderungsmessung analysiert worden. Zwei große, unabhängige und diagnostisch heterogene Stichproben stationärer Psychotherapiepatienten (N=1183 bzw. 967) wurden bei Aufnahme und Entlassung mit dem OPD-SFK untersucht. Als Indikatoren der Änderungssensitivität wurden die Standardized Effect Size (SES), der Standardized Response Mean (SRM) sowie die Smallest Real Difference (SRD) berechnet. Für den OPD-SFK Gesamtwert sowie die Subskalen wurden in beiden Stichproben Veränderungseffekte in niedriger Größenordnung gefunden (SES zwischen 0,23 und 0,48 sowie SRM zwischen 0,27 und 0,53). Zudem wurde gezeigt, dass mit dem OPD-SFK größere Veränderungen für Patienten mit strukturellen Störungen nachweisbar sind als für jene mit geringen Strukturdefiziten und dass die Gruppenunterschiede signifikant sind. Mittels der SRD wurde in beiden Stichproben ein Anteil von 22% signifikant strukturell verbesserter Patienten ermittelt. Trotz einiger methodenkritischer Aspekte legen die Befunde nahe, dass sich der OPD-SFK bei stationären Psychotherapiepatienten eignet, um Veränderungen persönlichkeitsstruktureller Fähigkeiten zwischen Beginn und Abschluss der Behandlung abzubilden. Da Untersuchungen zur Änderungssensitivität anderer strukturdiagnostischer Verfahren ausstehen, können bislang keine empirisch abgesicherten Empfehlungen formuliert werden, welches Instrument am besten therapeutisch induzierte Veränderungen in der Persönlichkeitsstruktur erfasst.
Zusammenfassung Hintergrund Die Bindungsforschung hat empirisch gezeigt, dass frühe Beziehungserfahrungen nicht nur für die psychosoziale, sondern auch für die körperliche Entwicklung hoch relevant sind. Während Zusammenhänge zwischen den Dimensionen der „organisierten“ unsicheren Bindung, Angst und Vermeidung, mit körperlichen Erkrankungen gut belegt sind, ist die Studienlage für Merkmale einer desorganisierten Bindung bislang unzureichend. Methode In einer Allgemeinbevölkerungsstichprobe von 1101 Teilnehmenden wurden mithilfe von Selbstbeurteilungsskalen desorganisierte Bindung in Partnerschaften und desorganisierte Kindheitsbeschreibungen erfasst. Die Zusammenhänge mit ärztlich diagnostizierten Erkrankungen und der Krankheitslast insgesamt wurden mithilfe von Regressionsmodellen untersucht. Die Analysen erfolgten unter Kontrolle relevanter soziodemografischer Variablen sowie der Risikofaktoren Rauchen, riskanter Alkoholkonsum und Body-Mass-Index. Ergebnisse Hinsichtlich der Krankheitsgruppen waren neurologische Erkrankungen konsistent sowohl mit desorganisierter Bindung in der Partnerbeziehung als auch mit selbstbeurteilten desorganisierten Kindheitsbeschreibungen assoziiert. Es zeigten sich Zusammenhänge zwischen desorganisierter Bindung und Krankheitslast, die unabhängig von den Dimensionen der „organisierten“ unsicheren Bindung, Angst und Vermeidung, bestanden. Diskussion Personen mit desorganisierter Bindung weisen eine schlechtere körperliche Gesundheit auf, wobei die genauen Mechanismen in weiteren Studien untersucht werden sollten. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass in der psychotherapeutischen Behandlung dieser PatientInnen die körperliche Gesundheit nicht außer Acht gelassen und gesundheitsfördernde Verhaltensweisen gestärkt werden sollten.
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