Vorbemerkungen"Mitbestimmung durch Bildung" -"Aufstieg durch Bildung" -Diese Slogans der deutschen Bildungspolitik betonen die Bedeutung von Bildung; sie machen aber zugleich auch deutlich, dass es Ungleichheiten im Zugang zur Bildung und in der Nutzung von Bildungsangeboten gibt. In diesem Zusammenhang kann ein Zitat von Helmut Heid besonderen Anstoß zum Nachdenken geben: "Bildung existiert nicht (als Gegenstand unmittelbarer empirischer Vergewisserung). Sie ‚ist' Resultat eines historisch vermittelten Entscheidungsprozesses" (2004, S. 457). Spannend an diesem Zitat ist, dass hier gleichsam individuelle und gesellschaftlich begründete Verantwortung eingefordert wird. Diese Verantwortungsebenen sind in kaum einem anderen Bereich dringlicher als im Bereich der Alphabetisierung und Grundbildung.Bildungspolitische und gesellschaftliche Aufmerksamkeit hat dieser Bereich in der nahen Vergangenheit insbesondere durch die internationalen Large-Scale-Assessments erfahren -hier vor allem vor dem Hintergrund, dass Alphabetisierungsdefizite zu Ausgrenzung und Armut führen, und dass fehlende Grundbildungskompetenzen mit einer zunehmenden Selektivität im Hinblick auf den Arbeitsmarkteintritt und eine qualifizierte Beschäftigung einhergehen. All diese Zusammenhänge, die in unterschiedlichen Large-Scale-Assessments mittlerweile repliziert werden konnten, machen deutlich, dass Alphabetisierung und Grundbildung über ihr Potenzial für die gesellschaftliche Teilhabe und individuelle Entwicklung hinaus auch von hoher volkswirtschaftlicher Bedeutung sind.Die Large-Scale-Studien, wie beispielsweise das Programme for the International Assessment of Adult Competencies (PIAAC), nehmen einen Trend auf, der nicht zuletzt mit dem Memorandum über Lebenslanges Lernen zum politischen Wortschatz gehört: Employability oder die Frage, was für Kompetenzen ein Individuum benötigt, um vorrangig arbeitsmarktbezogen partizipieren zu können. In letzter Konsequenz bedeutet dies, dass nicht mehr nur schriftsprachliche Kompetenzen und die Beherrschung des Zahlenraums und der Grundrechenarten Gegenstand der Alphabetisierung und Grundbildung sind, sondern dass hier Erweiterungen eingefordert werden, die den Wandel gesellschaftlicher Normen, den (informations-)technischen Fortschritt sowie die Konsequenzen von Wachstum und Globalisierung aufgreifen. Exemplarisch lassen sich hier spezifische, basal-gesellschaftlich relevante Kompetenzen bündeln: Informationskompetenz, Umweltkompetenz, ökonomische Kompetenz. Die Debatte um das, was Grundbildung ist, was sie ausmacht und was sie vermitteln soll, ist keine neue. Es gibt viele historische Vorläufer (hier u.a. Felbigers Kritik der schlesischen Lehrerausbildung aus dem Jahr 1768) die in der Analyse ihrer Zielsetzungen eines gemeinsam haben: Es geht um die Frage, welche Kompetenzen Individuen für gesellschaftliche Integration und Partizipation benötigen und darum, wie diese pädagogisch wirksam und didaktisch angemessen vermittelt werden können. Dieser zentralen Fragestellung ist auch das Deutsche Institut für Erwach...