ZusammenfassungIn der Rechtsextremismusforschung wird die Instrumentalisierung von Religionen zu Zwecken politischer Agitation ausführlich untersucht. Der Beitrag differenziert diese Perspektive, indem er nach der Form und Funktion religiöser Deutungsmuster in rechten Krisennarrativen fragt.In einem theoretischen Teil werden in einer wissenssoziologischen Perspektive zunächst strukturelle Gemeinsamkeiten von Konservatismus, Rechtspopulismus und der Neuen Rechten sowie Ähnlichkeiten von rechten Krisennarrativen und apokalyptischen Texten hervorgehoben. In zwei empirischen Analyseschritten werden dann (I) anhand von Quellen aus dem Umfeld der Neuen Rechten zwei metadiskursive Bezüge auf Religionskonzepte systematisiert und (II) durch die exemplarische Analyse populärer rechter Narrative die Struktur und Funktion von apokalyptischen Deutungsmustern skizziert.Esoterische Religionsbezüge rekurrieren auf die traditionalistische Philosophie und betonen den immanenten Gehalt einer philosophia perennis. Im Rahmen exoterischer Religionsbezüge werden vor allem die sozialintegrativen Aspekte der Religion als Institution hervorgehoben. In metapolitischen Krisennarrativen werden beide Bezüge in Form von apokalyptischen Deutungsmustern aufbereitet, wobei der Figur des Katechon eine wichtige Rolle zukommt. Dabei wird deutlich, dass die Neue Rechte apokalyptische Deutungsmuster tradiert, weil sie zur Legitimation und Durchsetzung ihrer politischen Hegemonieambitionen auf permanente Krisennarrationen angewiesen ist.Die wissenssoziologische Perspektive macht eine ambivalente Struktur neurechter Texte sichtbar und kann Anschluss- und Transformationsmöglichkeiten von rechten Narrativen und Diskursen erklären. Der Beitrag basiert auf einer diskursanalytischen Untersuchung neurechter Publikationen.
Das Compact-Magazin ist die wichtigste Publikumszeitschrift der extremen Rechten in Deutschland, die unterschiedliche politische Milieus durch strategische Themensetzungen zusammenbringt. Typisch für das Magazin sind eine exzessive Verwendung von Buzzwords, Neologismen sowie Fotomontagen. In unserer Untersuchung werden Themenschwerpunkte sowie Deutungsrahmen auf den Covers des Compact-Magazins durch eine quantitative Bildtypenanalyse rekonstruiert und mit Heuristiken der Populismusforschung sowie dem Framing-Ansatz verknüpft. Das Material besteht aus 118 Titelbildern von September 2009 bis Dezember 2020. Anhand von zehn Bildtypen zeigen wir, wie Feindbilder der „Eliten“ und der „Fremden“, Aufwertungen der „Wir-Gruppe“ sowie verbindende Narrative visuell geframed werden. Diese Bildtypen werden durch Ankerbeispiele vorgestellt und im Rahmen einer ikonologischen Interpretation auf ihre Funktion und Wirkungsweise untersucht. Aus der Codierung wird außerdem eine Bildtypentypologie entwickelt, durch die sich thematische Schwerpunktsetzungen in ihrer Häufigkeit sowie im zeitlichen Verlauf nachvollziehen lassen. Dabei wird deutlich, dass Compact ideologisch flexibel auf Diskursereignisse reagiert, indem es Feindbilder austauscht und seine visuellen Frames zielgruppengerecht aufbereitet, ohne die populistische Grundstruktur zu variieren. Damit zeigt unsere empirische Untersuchung die Produktivität der theoretischen Ansätze der Populismusforschung.
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