Zusammenfassung Mündliche und schriftliche Quellen validieren sich nicht gegenseitig. Vielmehr-so argumentieren die AutorInnen-stellen sie Erkenntnismittel im je eigenen Recht dar. Was sich ereignet, wenn-wie in der Heimgeschichteforschung nicht unüblich-die schriftliche Quelle der Jugendfürsorgeakte von den Interviewten, den ehemaligen Heimkindern, selbst als Erkenntnismittel und Erinnerungsstütze genutzt wird, davon handelt der vorliegende Beitrag. Er zeigt die Bedeutung der Fürsorgeakte im Rahmen biografischer Erinnerungsarbeit-gerade für Personen, die aufgrund ihrer spezifischen Aufwachsensbedingungen in Fremdunterbringungsinstitutionen vom üblicherweise zur Verfügung stehenden generationalen Gedächtnis ausgeschlossen sind. Der Beitrag dokumentiert und diskutiert den Gebrauch dieser spezifischen schriftlichen Quelle als Organisatorin und Ordnerin biografischer Wissensbestände, als Mobilisatorin und Mediatorin erinnerter Erfahrung, aber eben auch als aufklärungsbedürftige Falschmeldung, Fehldeutung und Leerstelle. Er zeigt beispielhaft den herausfordernden, aber letztlich gelingenden Umgang einer Interviewpartnerin mit der über sie angelegten Fürsorgeakte und gibt darüber hinaus Auskunft über die darin aufgeworfenen Fragen nach Gedächtnis, Erinnern und Repräsentation.

Zusammenfassung: Pierre Bourdieus Theoriebildung und Konzepte finden mittlerweile in einem breiten Spektrum von Forschungs-und Wissenschaftsgebieten Anwendung. In diesem Beitrag wird die Frage gestellt, inwieweit im Kontext empirischer Studien zu uneindeutigen Geschlechtlichkeiten eine habitustheoretische Perspektive erkenntnisfördernd sein kann. Eine Auseinandersetzung damit, wie mit dem Habitus Veränderung gedacht werden kann und durch welche Ergän-zungen der Vorgang der Inkorporierung präziser gefasst werden könnte, findet zunächst auf theoretischer Ebene statt und wird schließlich an einem Beispiel verdeutlicht.Abstract: Meanwhile Pierre Bourdieus theories and concepts are applied in a variety of scientific disciplines and research fields. This article poses the question if the Habitus as a theoretical perspective could be useful in the context of investigating ambiguous forms of gender in empirical analyzes. The possibilities of using the Habitus as a conceptual basis to describe change and transformation and the question how to specify the process of embodiment by using further theoretical perspectives shall be addressed and illustrated through an empirical example.

Die historische Aufarbeitung des vorliegenden Themas will zunächst aufzeigen, welche von den seinerzeit für wichtig gehaltenen Fragestellungen auch gegenwärtig als bedeutsam angesehen werden. Darüber hinaus ist von Interesse, welche unterschiedlichen methodischen Wege von herausragenden Forscher/innen zu ihrer Beantwortung gegangen worden sind. Solches legt die Verbindung einer thematischen mit einer personenbezogenen Darstellungsweise nahe. Demgemäß werden die Verdienste dieser Wissenschaftler/innen in der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg neben den wichtigen Entwicklungen in der Zweiten Republik besonders in Erinnerung gerufen. Und schließlich sollen auch Anregungen aus den öffentlichen bzw. politischen Jugenddiskursen in die vorliegende Diskussion einbezogen werden. Die Fülle der Literatur erlaubt allerdings bloß eine exemplarische Herausarbeitung von thematischen Hauptsträngen. Einleitende Thematisierung von drei grundsätzlichenFragen -unter Vermischung von Geschichte und Gegenwart 2.1 Die erste Frage: Was umfasst Jugendforschung?

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