Bei der hypophysären Kachexie handelt es sich um das von S I m m o n d s zuerst beschriebene Krankheitsbild, dessen Haupteharakteristikum eine extreme Magerkeit ist, wie man ihr sonst nur noch bei schwerster Tuberkulose und bei Kar-DEUTSCHE MEDIZINISCHE WOCHENSCHRIFT NUMMER 43 zinom des Verdauungskanals begegnet. Zu den Syndromen der hypophysären Kachexie gehören ferner nach R e y e folgende Symptome : Zunehmende körperliche Schwäche mit geistiger Schwerfälligkeit, Blässe und Trockenheit der Haut, Ausfallen der Haare und Zähne, Untertemperatur, Frostgefühl, Ausbleiben der Menses, Magen-und Darmstörungen, niedriger Blutdruck, Herabsetzung des Grundumsatzes, Eosinophilie. s m m o n d s nahm auf Grund seiner pathologischen Untersuehungen an, daß die Magerkeit durch eine Zerstörung des Hypophysenvorderlappens infolge einer Embolie oder Thrombose bedingt sei, der dann eine fibrOse Umwandlung oder Schrumpfung folge. In der Literatur liegen aber auch Fälle vor, bei denen die Ursache der Erkrankung nicht bloß in einer Zirkulationsstörung, sondern auch in chronisch spezifischen Entzündungen, Tumoren, Blutungen, Schädel-basisfraktur begründet war. Das klassische Bild der Erkrankung gilt im allgemeinen als selten. Wir glauben jedoch, daß man in der Sprechstunde häufig A b m a g e r u n g e n begegnet, die bei Ausschluß aller anderen Erkrankungen als hypophysär aufgefaßt werden müs-sen. Vor allem gilt dies für die Forme fruste, wie wir sie durch Reye, später durch Zondek und Köhler kennengelernt haben. Wir selbst haben in letzter Zeit 16 Fälle (zum Teil aus der Privatpraxis des einen von uns) von hypophysärer Kachexie beobachtet, über die wir im folgenden kursorisch berichten wollen. A e t j o 1 o g i s c h wurden die verschiedensten Momente von unseren Patienten als auslösende Faktoren angeschuldigt. -So machten 3 Frauen seelische Aufregungen dafür verantwortlich. Hier mag als interessanter Befund gleich erwähnt werden, daß in einem Fall gleichzeitig eine Schizophrenie vorlag. Zwei Frauen führ-ten ihre Erkrankungen auf eine über lange Zeit fortgesetzte vegetarische Diät zurück. Es gelang durch kein Mittel, die starke Gewichtsverminderung dieser beiden Frauen, die in sehr guten Verhältnissen lebten, zu beheben, weder durch diätetische Maßnahmen in den besten Sanatorien, noch durch Medikamente. Vier weitere Patienten konnten keine Ursache angeben. Nur in einem Fall entstand die Krankheit im Anschluß an einen Partus. Das ist um so auffallender als alle anderen Autoren zu anderen Resultaten kommen. Wir verweisen z. B. auf R e ye, der die Veränderung des Hypophysenvorderlappens mit einer über das normale Maß hinausgehenden Rückbildung nach der Schwangerschaft in Zusammenhang bringt. Diese Ansicht wird von T a u b e r nicht geteilt. In einem anderen Fall trat die Erkrankung familiär auf, bei einer anderen nach einem Trauma. Die interessante Anamnese sei hier im Auszug wiedergegeben. Seit 7 Jahren sistieren die Menses bei einer 24jährigen Patientin. Das Ausfallen trat nach Fall auf den Rücken und den Hinterkopf ein. Zuerst waren d...