Alter seine Spendebereitschaft zurückneh-men, um nun doch unversehrt bestattet werden zu können. Noch wahrscheinlicher wäre es, dass jemand in dem Moment, in dem er erfährt, dass er eine Transplantation benötigt, seinen erklärten Widerspruch zurückzöge. Es muss jedoch möglich sein, einmal gegebene Erklärungen zu ändern, da andernfalls das Recht auf Selbstbestimmung angetastet würde. Die Autoren sehen durchaus einige mit der Reziprozitätslö-sung verbundene Probleme, halten sie jedoch offenbar für lösbar. Wünschenswert wären dann aber genauere Vorschläge zur moralisch und rechtlich einwandfreien Umsetzung dieses Konzepts, anstatt der reinen Andeutungen, wie sie im Text zu finden sind (S. 118, 119, 203, 220-222).Angesichts der Klarheit der Intuitionen, die wohl die meisten beim Thema Organhandel haben, fällt es doch erstaunlich schwer, gegen den Vorschlag der Verfasser zu argumentieren. Friedrich Breyer und seine Kollegen und Kolleginnen führen eine Reihe von Beispielen an, in denen Menschen für die Gefährdung ihrer Gesundheit oder ihres Lebens finanziell entschädigt werden. So wird daran erinnert, dass es Gefahrenzulagen für Polizisten, Feuerwehrmänner und -frauen etc. gibt, und dass dies gerade als moralisch geboten gelte. Auch könne nicht von einer Ausbeutung armer Menschen gesprochen werden, da zumindest in Deutschland aufgrund der vorhandenen sozialen Sicherung niemand so litte, dass er faktisch keinen anderen Weg habe, als eine Niere oder ein Lebersegment zu verkaufen (S. 131-133). Die Autoren analysieren alle gängigen Argumente gegen den Organhandel und versuchen sie zu entkräften.Ob man nun mit diesen Schlüssen über-einstimmt oder nicht -"Organmangel. Ist der Tod auf der Warteliste unvermeidbar?" ist überaus lesenswert und kann bedingungslos empfohlen werden.
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