n t e r C 1 a u s e r I.In der ursprünglichen Bedeutung des Wortes Pharmakon" ist sowohl die psychische als auch die pharmakologische Wirkung enthalten. H e u b n e r (16) weist darauf hin, daß es in den homerischen Gesängen ebenso zur Schilderung des Zaubertrankes der Kirke diente wie zur Bezeichnung des Wundverbandes, den der Arzt Machaon vor Troja gebrauchte. Auch in der Volksmedizin verbanden sich später häufig z. B. bei bestimmten Kräutern und Wurzeln magische Vorstellungen mit körperlichen Wirkungen. Ihre Sonderung gelang erst der Pharmakologie des neunzehnten Jahrhunderts. Der analytische Geist des zwanzigsten Jahrhunderts hat diè zweifache Wirkung der Arznei längst so in Vergessenheit geraten lassen, daß sich heute die Frage nach ihrem psychischen Effekt von neuem stellt.Es ist in der Klinik und Praxis seit langem bekannt, daß für die Wirksamkeit einer Arznei nicht allein die enthaltene pharmakologische Substanz maßgebend ist. Die oft erstaunlichen Erfolge, die man gelegentlich mit der suggestiven Verordnung von sog. Leer-Tabletten (auch Falsum-Tabletten) oder NaCl-Injektionen erzielen kann, sind nichts Neues. rn Amerika wurden sie in jüngster Zeit erneut aufgegriffen und wissenschaftlich bearbeitet. P e p p e r hat 1945 die sog. ,,Placebo"-Wirkungen erstmals zusammenfassend. dargestellt (28). Seither sind viele englische und amerikanische Veröffentlichungen über dieses Problem erschienen (29). Die Ergebnisse haben zum größten Teil alte Erfahrungen bestätigt. Trotzdem hat die Höhe der Erfolgsquote bei einzelnen Symptomen teilweise sehr überrascht. Für die Arzneimittelprüfungen haben sich wichtige Folgerungen ergeben (9). In Deutschland hat H e u b n e r 1954 den ,,Zauber der Arznei' einer kritischen Analyse unterzogen (16). Mit ihm bezweifelt auch J o r e s zu Recht die pharmakologische Wirksamkeit vieler Medikamente. Er spricht in diesem Zusammenhang allgemein von ,,Zauber und Magie in der modernen Medizin" (20). Er sagt an anderer Stelle ,,Kritisches zur Zellulartherapie nach Nie h a n s und den ,Außenseitermethoden in der Medizin", die er in seine Betrachtungen mit einbezieht (19). Er hat dabei wichtige Kriterien für die pragmatische und magische Heilung zusammengestellt. Kibler hat ihm in vielen Punkten wider sprochen (21). Wir haben den Eindruck, daß das Streitgespräch auf verschiedenen Ebenen stattfand1. Vor weiteren Diskussionen sollten wir die medizinisch-psychologischen Streitobjekte begrifflich klären. Weiter wäre zu untersuchen, ob die Placebo-Wirkung wirklich nur ausschließlich, wie J o r e s annimmt, auf Magie und Zauber beruht, oder ob die medizinische 1 Korrekturanmerkung: Zum selben Ergebnis kommt die inzwischen im Hippokrates 26 (1955), S. 392 erschienene begrüßenswerte Arbeit von Wittcienstein. 370 Clause tJber seelische Wirkungen der Arznei Dtsch. med. Wschr., 81. Jg. Heruntergeladen von: NYU. Urheberrechtlich geschützt.
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