l u m b e r g e r u n d H . G l a t z e 1 2 Bitterstoffe sind Bestandteile vor allen Dingen von Getränken (Chinarinde, Enzian, Hopfen, Pampelmuse, Wermut) und von Arzneimitteln (Aloe, Bitterdistel, Bitterklee, Chinarinde, Condurango, Enzian, Löwenzahn, Pomeranzen, Rhabarber, Tausendguldenkraut, Wacholder, Wermut). Von den 263 Arzneimitteldrogen des H i p p o k r a t e s sollen rd. 30% zu den Amara und Tonica gehört haben [21], d. h. zu jener Gruppe von Arzneimitteln, die in der mittelalterlichen Medizin eine so große Rolle gespielt haben [Ubersicht bei 11,25, 34, 361. Auch in den Tonica der modernen pharmazeutischen Industrie sind Bitterstoffe enthalten (Toniazol, Tonicum Bio, Tonicum Hensel, Tonicum Roche, Tonicum Soledum), und bittere Getränke scheinen sich in neuerer Zeit steigender Beliebtheit zu erfreuen. D a weder Ernährungsphysiologie noch Pharmakologie von den spezifischen Wirkungen dieser Stoffe viel zu sagen haben, schien es angezeigt, in unsere umfassenden Untersuchungen zur Physiologie der Gewürze und Würzstoffe [3-7, 14-17] diese Stoffe einzubeziehen.Bitterstoffe werden meist in flüssiger Form aufgenommen. W i r haben deshalb ihre Speichelwirksamkeit nicht, wie die Speichelwirksamkeit anderer Gewürze, in Verbindung mit einer indifferenten Grundmahlzeit von gekochtem Reis geprüft, sondern bei peroraler Aufnahme reiner Lösungen.Ausgangsmaterial der Prüflösungen waren alkoholische Drogenextrakte. Die Konzentration der Extrakte wurde so gewählt, daß sich nach den folgenden Verdünnungen mit Alkohol und 'Wasser ein stark bitteres, aber noch trinkbares Getränk ergab; dessen Bitterstoffgehalt demjenigen von Getränken und Arzneimitteln etwa entspricht. Extraktmengen, die folgenden Drogenmengen entsprachen, wurden mit 70% Alkohol zu 50 ml aufgefüllt: Aloe, Enzian, Hopfen je 10 g; Pomeranzen 20 g; Wermut 25 g: Rhabarber 40 g. (Die Bitterstofftinkturen des DAB enthalten meist 1 Teil Droge auf 5 Teile 70% Alkohol.) I ml von dieser Tinktur, mit Wasser auf 100 ml ergänzt, stellte die fertige Prüflösung dar, die die Versuchsperson in kleinen Schlucken im Laufe von rd. 5 min. zu sich nahm. An frischer Droge enthielten somit je 100 ml Prüflösung: 0,2 g Aloesaft bzw. 0,2 g Enzianwurzel, bzw. 0,2 g Hopfenblüten, bzw. 0,4 g Pomcranzenschalen, bzw. 0,s g Rhabarberwurzel, bzw. 0,05 g Wermutblätter.Experimentelle Grundlagen und Ergänzungen zu dem Vortrag von H. Glatzel: Bemerkungen zur Physiologie der Geschma&stoffe, insbesondere der Bitterstoffe.Leiter der klinisch-physiologischen Abteilung.Heruntergeladen von: NYU. Urheberrechtlich geschützt.