Wird aus der DDR eine Pastorenrepublik?", fragte die Berliner taz im Frühjahr 1990. Theologen in rauschenden Bärten dominierten das Bild der neuen Politiker. Sie hatten wie Rainer Eppelmann oder Markus Meckel wesentlich die Oppositionsbewegung geprägt und bildeten nun mit ihren politisch-theologischen Ideen von der Bewahrung der Schöpfung bis zur Kritik an der Moderne die neue Elite der jungen ostdeutschen Demokratie. Einige Zeitgenossen nannten die friedliche Revolution gar die "protestantische Revolution". Kurze Zeit später aber zertrümmerte der Historiker Gerhard Besier mit seinen ab 1991 erschienenen Publikationen das schöne Bild und erklärte die Kirchenführer zu schnöden Opportunisten, die allüberall mit der Staatssicherheit geklüngelt und keine widerständige Theologie entwickelt hätten. 1 Die Presse überschlug sich mit entsetzten Artikeln über die gefallene Kirche, und Der Spiegel höhnte: "Die Stasi des Erich Mielke hatte die Kirche im real existierenden Sozialismus fest im Griff". 2 Theologie erwies sich nach diesen Darstellungen als reines Instrument der Anpassung. 3 War die evangelische Theologie Motor einer Revolution oder war sie Wegbereiter einer blamablen Zusammenarbeit mit der SED-Diktatur? Welche Kraft konnte Theologie im politischen Prozess entwickeln, wie sahen die Interdependenzen zwischen "Realpolitik" und theologischen Ideen aus? Dabei muss auch gefragt werden: Lag die Theologie mit einer Anpassungs-und Unterwerfungsbereitschaft schlicht in deutscher antiliberaler 1
Vorspann
Sind die teils massiven Integrationsprobleme der Arbeitsmigranten nur die Folge falschen Zögerns der Bundesregierungen, Deutschland schon in den 1960er und 1970er Jahren zum Einwanderungsland zu erklären? Gegen den in der Ideologisierung nach 1968 entstandenen „Opfer-Plot“ von der kapitalistischen Ausbeutung der Migranten – im „Spiegel“ erst kürzlich wieder ausgebreitet – wenden sich Hedwig und Ralf Richter. Auf der Basis ihrer Studien über italienische Gastarbeiter im Wolfsburger VW-Werk plädieren die Autoren dafür, die Mitverantwortung der Migranten für das Geschehen stärker zu berücksichtigen und auf diachrone Vergleiche mit der Fremdarbeiterpolitik der NS-Zeit besser zu verzichten.
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