Die aufmerksame oder beiläufige Betrachtung der umgebenden Landschaft sowie einzelner Körper stellt für den Aufenthalt im öffentlichen Freiraum einen zentralen Aspekt dar. Absichten und Tätigkeiten beeinflussen die Wahrnehmung eines Ortes ebenso wie die vorgefundenen sozialen Güter und anwesenden Menschen. Der in Wahrnehmungen und Tätigkeiten hergestellte Raum wiederum beeinflusst Erwartungshaltungen und Aktivitäten. Was hier beschrieben wird, ist die Herstellung von Raum durch die alltägliche Praxis, ist die wechselseitige Bedingtheit von Raum und Tun. Eine Studie zum Phänomen des Parkaufenthalts untersuchte, welche Räume ParknutzerInnen durch ihre Erzählungen zum Parkbesuch herstellen. Ziel der Studie war es, die von Parkbesu-cherInnen in Erzählungen hergestellten Räume zu rekonstruieren und dabei die soziale Konstruiertheit der Beziehung zwischen Räumen und Menschen zu beschreiben, ohne die Materialität und sinnliche Wahrgenommenheit zu vernachlässigen. Der relationale Raumbegriff der Soziologin Martina Löw (2001) ist für diesen Balanceakt geeignet, weil er Räume als Resultate von Konstruktionsleistungen in den Handlungsverlauf integriert und gleichzeitig die Bedeutung der Materialität von Räumen und Raumelementen zu thematisieren erlaubt. Zudem ist in theoretischer Hinsicht ein konstruktivistisches Raumverständnis mit Reifikation und Geodeterminismus 1 unvereinbar. Dennoch begleitete eine Skepsis die Datenanalyse: Kann sich Vergegenständlichung nicht doch im Verlaufe des Forschungsprozesses, etwa durch die Hintertüre der analytischen Kategorienbildung, einschleichen? Aufgrund dieser Skepsis habe ich mich gefragt, welche methodologischen Momente in der Anlage des Forschungsprojekts einem relationalen Raumbegriff entsprechen und letzteren auf diese Weise stützen. Es geht in diesem Beitrag folglich um die Reflexion der Angemessenheit von Forschungsfrage, Theorie und Methode, wie sie als Gütekriterium für die qualitative Sozialforschung formuliert worden ist. Nachfolgend wird der relationale Raumbegriff von Martina Löw (2001) als theoretische Grundlage des Forschungsprojekts erläutert, es werden daraus methodische Implikationen abgeleitet und diese anhand empirischer Beispiele ausgeführt. Die in diesem Artikel vorgeführten empirischen Beispiele entstammen dem Forschungsprojekt "Nachhaltige Planung, Gestaltung, Bewirtschaftung und Aneignung städtischer öffentlicher Parkanlagen" 2 , in dessen Rahmen ich das Alltagsphänomen des Parkaufenthalts aus der Sicht von Nutzerinnen und Nutzern untersuche. Als Fallstudien wurden im Rahmen dieses Forschungsprojektes drei Parkanlagen der Stadt Zürich (Schweiz) ausgewählt. Während der Sommermonate der Jahre 2006-2008 habe ich 37 Leitfadeninterviews mit Parkbesucherinnen und -besuchern durchgeführt und laufend anhand des Kodierverfahrens der Grounded Theory (Strauss & Corbin 1996) analysiert. In den Interviews interessierte mich, wie die Befragten den Ort beschreiben, mit welchen Erlebnissen sie den Aufenthalt im Park verbinden; ich untersuchte, welche Raumelemente, Situationen u...
Öffentlichen Parkanlagen wird zu Recht ein hohes soziales Nachhaltigkeitspotenzialzugeschrieben. Als naturnahe Grün- und Freiräume leisten sie einen wichtigen Beitrag zur Lebensqualität in urbanen Siedlungsräumen. Als öffentliche Räume sind sie in heutigen demokratischen Gesellschaften grundsätzlich für alle zugänglich und weisen dadurch ein hohes soziales Integrationspotenzial auf. Die normative Richtlinie allgemeiner Zugänglichkeit bedeutet allerdings nicht, dass de facto keine Ausgrenzungsprozesse in öffentlichen Grünräumen stattfinden. Die vorliegende Studie untersucht, wie Stadtzürcher Quartierparks von Besucher in nen und Besuchern genutzt und wahrgenommen werden und fragt nach gesellschaftlichen Ein- und Ausschlussprozessen. Die Ergebnisse zeigen auf, inwiefern dem Ziel sozialer Nachhaltigkeit Rechnung getragen wird und wo sich Verbesserungsmöglichkeiten eröffnen. Das Buch richtet sich an Personen aus Wissenschaft und Praxis. Es legt dar, welcheMassnahmen der Planung, Gestaltung und Regulierung öffentlicher Freiräume soziale Nachhaltigkeit unterstützen. Die Studie leistet einen wichtigen Beitrag zur wissenschaftlichen Klärung des Begriffes der sozialen Nach haltigkeit sowie zur Erhöhung seiner Praxistauglichkeit. Zielpublikum: Stadt- und Raumplaner, Politiker und Behörden, Parkbenutzer/Quartierbevölkerung (insbesondere der Stadt Zürich)
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