ZusammenfassungDie primäre chologene Diarrhö (PCD) wurde bei ihrer Erstbeschreibung 1976 als sehr seltene Erkrankung angesehen, heute wird die Inzidenz auf > 1 % geschätzt. Das diagnostische Instrumentarium ist unterschiedlich verfügbar und es gibt in Deutschland keine einheitliche Empfehlung zur Diagnostik. Die PCD wird immer noch zu selten diagnostiziert.Seit Anfang der 90er Jahre haben wir die Probebehandlung mit Colestyramin und anschließende Bestätigung durch den Gallensäureresorptionstest (SeHCAT-Test) mit einer 7-Tage-Retention von 20 % als Schwellenwert zum Nachweis der chologenen Diarrhö (CD) in unser diagnostisches Vorgehen aufgenommen.Ausgewertet werden konnten 70 Patienten mit positiver Probebehandlung zwischen April 1991 und März 2017, von denen 60 mit SeHCAT-Test untersucht wurden. Nicht aufgenommen wurden Patienten mit CD Typ 1 oder Typ 3, ausgenommen Z. n. Cholezystektomie.85 % (35/41) der Patienten mit PCD blieben bei einer Nachbeobachtungszeit von median 8,3 (1 – 23,6) Jahren behandlungsbedürftig, davon nahmen 68,6 % (24/35) Colestyramin, 31,4 % (11/35) andere Antidiarrhoika. 14,6 % (6/41) berichteten eine Spontanremission nach median 2,9 (0,7 – 5,7) Jahren.In der Gruppe von Patienten mit CD nach Cholezystektomie waren 82 % (8/11) nach median 7,7 (1 – 24,5) Jahren weiter behandlungsbedürftig, 8 nahmen Colestyramin, ein Patient keine Medikamente, zwei Spontanremissionen.Alle acht Patienten mit normalem SeHCAT-Test (7-Tage-Retention > 20 %) wurden nach median 3,6 (1,2 – 6,3) Monaten wieder beschwerdefrei.Auch 70 % (7/10) der Patienten ohne Bestätigung durch den SeHCAT-Test waren nach median 4,3 (3,7 – 18,3) Jahren weiter behandlungsbedürftig.Mit der Probebehandlung allein steht die Diagnose einer CD auf schwachen Füßen. Sie ist aber ubiquitär verfügbar und sollte im diagnostischen Algorithmus der chronischen Diarrhö einen festen Platz haben, wenn andere Verfahren nicht zur Verfügung stehen. Durch den primären Einsatz des SeHCAT-Tests ist nach aktueller Literatur eine deutlich höhere diagnostische Ausbeute zu erwarten und eine Einsparung unnötiger Folgeuntersuchungen möglich. Die therapeutischen Konsequenzen sind wegen der bekannten Limitationen des Colestyramin jedoch begrenzt. Eine besser verträgliche und zugelassene Alternative für Colestyramin wird dringend benötigt.