Ausgrabungen an archäologischen Fundplätzen, Zufallsfunde sowie Ankäufe auf dem Antikenmarkt haben Zeugnisse eines hochentwickelten Handwerks erbracht, die aus dem hethitischen Anatolien stammen und heute in Museen oder Privatsammlungen aufbewahrt werden. Stilistische und ikonographische Untersuchungen konnten wahrscheinlich machen, daß ein großer Teil dieses Fundgutes in Zentren des Hethiterreiches selbst hergestellt worden ist, und zwar von Handwerkern bzw. Künstlern, die in einer kleinasiatisch-hethitischen Tradition standen. An der Existenz eines hethitischen (Kunst)handwerks dürfte demnach kaum ein Zweifel bestehen, auch wenn die ethnisch-sprachliche Zugehörigkeit seiner Produzenten meist nicht mehr auszumachen ist. Soweit jedoch Namen von Handwerkern genannt werden, sind es solche, die dem hethitischen, luwischen oder hurritischen Bevölkerungsteil Kleinasiens zugewiesen werden können. 1 Da es im folgenden nicht darauf ankommt, die Vielfalt handwerklicher Erzeugnisse zu beschreiben, sondern das "hethitische" Handwerk als Gewerbe und Teil eines wirtschaftlichen und sozialen Systems darzustellen, 2 muß vorrangig das inschriftliche Zeugnis als Quelle herangezogen werden. Dabei wird man jedoch mit einem spezifischen Problem hethitischer Überlieferung konfrontiert, das oft zu einer Relativierung entsprechender Aussagen zwingt.Es ist bekannt, daß für weite Bereiche des wirtschaftlichen und sozialen Lebens im hethitischen Staat nur unzureichende Informationen vorliegen, vergleicht man * Vortrag, gehalten auf dem Eleventh International Economic History Congress, Milano, 12.-16. September 1994. 1 Daß nur wenige Namen von Künstlern bzw. Handwerkern erscheinen, ließe sich daraus erklären, daß jeweils nur solche Personen mit Namen verzeichnet wurden, die eine bestimmte persönliche Verantwortung hatten und dann durch den Namen identifizierbar waren. Meist finden sich nur Berufs-bzw. Amtsangaben. 2 Im "Reallexikon der Assyriologie" wird nach einem Beitrag "Handwerker", der sich jedoch nur dem spätbabylonischen Mesopotamien widmet, s. D. Cocquerillat, RIA IV (1972)(1973)(1974)(1975) 98-103, dann jeweils unter den entsprechenden Werkstoffen auf deren handwerkliche Verarbeitung hingewiesen, ohne auf die jeweiligen Berufsgruppen näher einzugehen.Brought to you by | Nanyang Technological University Authenticated Download Date | 6/13/15 6:55 PM