ZusammenfassungDas erhöhte Thrombose- und Blutungsrisiko bei aktiver Tumorerkrankung wird als sog. „thrombo-hämorrhagisches Syndrom“ bezeichnet, welches hohe Anforderungen an die Antikoagulation stellt. Aktuell liegen 4 randomisierte, prospektive Studien zum Einsatz von neuen, nicht Vitamin K-abhängigen oralen Antikoagulantien (NOAK) zur Behandlung von in der Onkologie aufgetretenen venösen Thromboembolien (VTE) vor. Dabei wurden die FXa-Inhibitoren Rivaroxaban, Edoxaban und zweimal Apixaban jeweils in einzelnen Studien gegenüber dem Standardtherapeutikum Dalteparin eingesetzt. Da es keinen direkten Head-to-Head-Vergleich der genannten FXa-Inhibitoren innerhalb einer Studie gibt, wurde zu jedem NOAK die jeweils größte Studie – stets verglichen gegenüber Dalteparin – ausgewertet. Die Studien wurden bzgl. ihrer Wirksamkeit, Sicherheit, fataler Blutungsraten, dem Risiko für gastrointestinale Blutungen (GIB) und sonstiger Unterschiede anhand deskriptiver Statistik analysiert. Unter Dalteparin ergab sich eine mittlere VTE-Rezidivrate von ca. 9% bei einem 6-monatigen Behandlungszeitraum. Alle 3 FXa-Inhibitoren waren gegenüber Dalteparin bezüglich der Wirksamkeit nicht unterlegen. Die VTE-Rezidivrate war bei mit Edoxaban und Apixaban behandelten Patienten um – 2,3% und bei Rivaroxaban um – 5,0% niedriger.Bei der Sicherheit fanden sich – jeweils gegenüber Dalteparin – für Rivaroxaban und Edoxaban eine erhöhte Rate an schweren Blutungen (jeweils +2,4%); insbesondere war hierbei die Zahl GIB deutlich erhöht. Dagegen war für Apixaban die Zahl schwerer Blutungen, wie auch für verschiedene Blutungstypen inkl. GIB, nicht erhöht. In der Apixabanstudie war insgesamt die Rate von schweren GIB, die ca. 50% aller schweren Blutungen ausmachten, und die der klinisch-relevanten nicht schweren Blutungen, am niedrigsten. Die FXa-Inhibitoren sind der Standardtherapie mit Dalteparin in der VTE-Rezidivrate bei onkologischen Patienten nicht unterlegen. Die GIB-Rate scheint ein wichtiger prädiktiver Faktor für die Sicherheit dieser Substanzgruppe zu sein, sodass Tumorlokalisation, gastrointestinale Risikofaktoren und andere individuelle Kriterien in Zukunft stärker bei der Therapieentscheidung für oder gegen einen FXa-Inhibitor berücksichtigt werden sollten.
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