Bringt öffentliche Qualitätsberichterstattung, das sog. public reporting, positive Effekte für die Versorgungsqualität? Das zu beantworten ist methodisch überaus schwierig, schließlich kann man nicht wie bei einer normalen randomisiert-kontrollierten Studie vorgehen und ein Gesundheitssystem oder zumindest einen Leistungsbereich mehrfach duplizieren, um Interventions-und Kontrollgruppe zu vergleichen. Welche Verbesserungen der Versorgungsqualität (oder deren Ausbleiben) auf die öffentliche Berichterstattung zurückgehen, ist bei der Vielzahl der parallel auftretenden Veränderungen in der Realität nicht zu isolieren, und auch internationale Vergleiche bringen hier wenig Aufschluss. Entsprechend scheiden sich in dieser Frage die Geister -unter dem Blickwinkel der Patientensicherheit durchaus erstaunlicherweise, gilt doch die Maxime "Miss es oder vergiss es!" Unbestreitbar ist aber, dass public reporting eine zentrale Rolle darin spielt, Patientinnen und Patienten die Grundlage für die Ausübung qualitätsorientierter Wahlentscheidungen (in diesem Fall bei der Wahl des Krankenhauses) zur Verfügung zu stellen. Patientensouveränität bleibt ohne Qualitätstransparenz immer unvollständig, auch wenn die aktuellen Nutzerdaten z.B. der Krankenhaus-Navigatoren auf Basis der Weissen Liste nahelegen, dass derzeit nur ein vergleichsweise kleiner, wenn auch wachsender, Teil der Patienten diese Möglichkeit nutzt. Allerdings ist hier schwierig zu isolieren, ob diese geringe Nutzung auf der Erwartung bzw. dem Anspruch der Patienten beruht, dass jede Versorgungseinrichtung eine mindestens angemessene Qualität aufweist oder ob die geringe Aussagekraft und Nutzbarkeit der Informationen (vgl. unten) für das eher verhaltene Interesse verantwortlich zeichnet. Umso wichtiger sind verlässliche, aussagekräftige Informationen für öffentliche Qualitätsvergleiche. Im Folgenden soll untersucht werden, welche Rolle die Fallzahl im Zusammenhang mit der Qualitätsmessung und -darstellung in Deutschland spielt. Dazu ist zunächst ein Blick auf den Status quo der Qualitätssicherung und -berichterstattung erforderlich, um darauf aufbauend abschätzen zu können, welche Möglichkeiten, aber auch Grenzen die Nutzung der Fallzahl bietet.
EinleitungHausarztzentrierte Versorgung (HzV) in Deutschland ist für gesetzliche Krankenkassen obligatorisch. Sie wäre vorteilhaft für Patienten und Versicherte, wenn die Versorgungsqualität verbessert und/oder die Kosten gesenkt würden. Zuverlässige Daten zur Wirkung liegen noch immer nicht vor. Insbesondere gibt es trotz jahrelang laufender Verträge keine Hinweise auf verbesserte Versorgung. Hingegen mehren sich die Indizien, dass die HzV deutlich erhöhte Kosten nach sich zieht und die Struktur und Funktionsfähigkeit der gesetzlichen Krankenversicherung gefährdet.
Zusammenfassung
Im Vergleich zu den Daten des NHS fällt bei den Qualitätsberichten in Deutschland auf, dass diese schwer verständlich sind und kaum Angaben zur Versorgungsqualität und Patientensicherheit im gesamten Krankenhaus machen. Fallzahlen können zur Identifikation von Einrichtungen genutzt werden, in denen strukturell höhere Risiken bestehen, vor allem, wenn andere Qualitätsmessungen fehlen. Fallzahlen oberhalb multifaktoriell bestimmter Grenzwerte sind jedoch keine Garantie für Patientensicherheit, sondern nur eine Voraussetzung.
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