Zusammenfassung Ziel der Studie Aufgrund von prä-, peri und post-migratorischen Stressfaktoren leiden Geflüchtete häufiger als die Allgemeinbevölkerung unter psychischen Erkrankungen. Um die Prävalenz von Posttraumatischem Stress, depressiven und Angstsymptomen bei Geflüchteten niederschwellig zu erfassen, wurde eine Erhebung mit Kurzfragebögen in vorläufigen Unterkünften des Rhein-Neckar-Kreises durchgeführt. Methodik Zur Erfassung der Prävalenz psychischer Belastungssymptome wurden alle erwachsenen Geflüchteten in 7 vorläufigen Unterkünften des Rhein-Neckar-Kreises angesprochen. Willigten sie in die Erhebung ein und sprachen eine der 7 verfügbaren Sprachen, wurde die psychische Belastung mittels PC-PTSD-5 und PHQ-4 erhoben (n=106). Ergebnisse Die Befragten erlebten im Durchschnitt 3,18 (SD 2,48) traumatische Ereignisse. 47,2% der Befragten zeigten Symptome einer Posttraumatischen Belastungsstörung, 37,7% einer Depression und 29,2% einer Angststörung. Dabei standen weder das Geschlecht noch das Alter in einem signifikanten Zusammenhang mit bestimmten traumatischen Erlebnissen oder den genannten Diagnosen. Diskussion Die vorliegende Studie zeigt eine hohe Prävalenz von Traumatisierung, Depression- und Angstsymptomen bei Geflüchteten, die in Deutschland in vorläufigen Unterkünften leben. Sowohl die Identifizierung der Betroffenen wie auch die psychologische Versorgung sind jedoch mit zahlreichen Schwierigkeiten verbunden. Schlussfolgerung Auch nach längerem Aufenthalt in Deutschland ist die Prävalenz psychischer Belastung bei Geflüchteten im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung deutlich erhöht. Es besteht großer Bedarf, psychisch erkrankte Geflüchtete systematisch zu identifizieren und bestehende Versorgungslücken zu schließen.

Due to pre-, peri- and post-migratory stress factors, refugees often experience higher levels of psychological stress than the general population. Post-traumatic stress disorder, in particular, has an increased prevalence in the refugee population. However, living conditions in the early post-migratory phase are characterized by many challenges. In the present qualitative study, 14 refugees with symptoms of PTSD from temporary accommodations in Germany were interviewed in semi-structured interviews about their individual experiences of the impact of their trauma sequelae symptoms on their current living conditions and interactions. Participants reported dealing with post-traumatic symptoms primarily through distraction strategies, such as working or learning the language or social interaction. Many reported a sense of mistrust as a result of traumatic experiences. Current stress factors cited included uncertain asylum status, worry about family members and lack of ability to influence living situations. The interactions between the post-traumatic symptoms and the living conditions of the refugees were highlighted. The effects of the symptomatology of trauma sequelae and the framework conditions under which refugees live can lead to aggravated psychological distress. Therefore, special attention must be paid to refugee mental health care.