Von der theoretischen Erw~gung ausgehend, dal~ der Kunsthonigfabrikant mit ganz anderen, ich mSchte sagen, grSberen Mitteln arbeitet, urn das Produkt der Biene, den Honig, nachzumachen, mSchte ich Sie auf eine Reaktion aufmerksam maehen, welehe dutch die Fabrlkation der Kunsthonlge selbst bedingt wird. W~enngleich diese Reakt]on keine endgiiltige LSsung der Kunsthonigfrage bedeuten soll, so hoffe ich doch, dab sie dazu beitragen wird und vielleicht den Anstol~ gibt zu weiteren Untersuchungen in dieser Hinsicht, die ich leider bisher nicht ausffihren konnte. Die Fragen, die ieh mir bei Beginn meiner Untersuchungen vorlegte~ waren etwa folgende: Unter wetchen Bedingungen arbeitet die Biene bei Bereitung des ttonigs und unter welchen der Fabrikant bei Herstellung seines Kunstproduktes ? Enthiilt der Kunsthonig KSrpel; welche in keinem t~aturhonig enthalten sein kSnnen ? Bedingt die normale Herstellung der Kunsthonige die Gegenwart solcher KSrper? Die Beantwortung dieser Fragen war nach meinen Erwi~gungen etwa folgende: Die Biene sammelt fertig gebildeten Invertzueker der Blfite und invertiert etwa vorhandene Saceharose mit Hilfe von Enzymen. Eine vSliige Aufkl/irung der Arbeiten der Biene ist bisher nieht erfolgt, doeh ist es wahrseheinlieh, dab die Enzyme die Spaltung der Sacch~rose bewirken und die Siiuren mehr einen konservierenden oder einen anderen Zweek erftillen. Alle diese Arbeiten nimmt die Biene bei nieht wesentlich erhShter Temperatur (KSrpertemperatur) vor. Dieses alles ist darum wichdg, well der Kunsthonigfabrikant unter ganz anderen Versuchsbedingungen arbeitet. Er invertiert Rfibenzucker mit Hilfe yon Siiuren bei bedeutend erhShter Temperatur. Aus der Literatur ~) ist nun ersichtlich, dal3 die Fruktose dutch S{iuren leicht zersetzt wlrd. Es glbt zwar Inversionsmethoden, welche die Herstellung eines fast reinen, yon Zersetzungsprodukten freien Invertzuckers ermSglichen, doch diese werden nach meinen Erfahrungen bei der Herstellung der Kunsthonige bisher nieht angewendet. Es ]iegt auch gar nieht im Interesse des Kunsthonigfabrikanten, einen vSllig reinen Inver~zucker herzustellen, sondern viel eher einen solehen, der einen grSt~eren Gehalt an l~ichtzucker aufzuweisen hat, wegen der Bedeutung, welche dem Niehtzucker bei Beurteilung der Honige yon unserer Seite aus beigelegt wird. Aus diesen Erw/igungen ergibt sich, daI] die Kunsthonige wahrscheinlich Zersetzungsprodukte der Fruktose aufweisen werden, die in keinem I'~aturhonlg enthalten sein k5nnen und diirfen. Der Nachweis dieser Zerse~zungsprodukte mul]te also aueh na.turgemiit~ einen l'q-achweis der Kunsthonige ermSgliehen. ~) Vergl. Lip p m a n n, Cheraie der Zuckerarten, S. 900-919..