Während die tuberkulösen und karzinomatösen Erkrankungen der Bauohorgane schon seit langer Zeit Gegenstand der klinischen und pathologischen Forschung sind, haben die tertiär-syphilitischen Affektionen derselben Organe weniger Beachtung gefunden. Die Ursache dafür ist vielleicht darin zu suchen, daß es unmöglich ist, ein bestimmtes klinisches Krankheitsbild der viszeralen Lues hervorzuheben. Vielmehr herrscht bei den luetischen Erkrankungen der Bauchorgane eine solche Vielgestaltigkeit des Symptomenkomplexes, daß die verschiedenartigsten Affektionen vorgetäuscht werden können. Die spezifischen Veränderungen treten in Leber, Darm, Muz, Nieren, ja sogar, wenn auch sehr selten, im Magen auf, von den genugsam bekannten Strikturen des Rectums ganz abgesehen. Auch das anatomische Bild bietet bunte Mannigfaltigkeit: Gummibildungen, diffuse entzündliche Infiltrationen, Schleimhautkatarrhe, Ulzerationen, bindegewebige Narbenbildung als Produkt der Erkrankung kommen nach-und nebeneinander vor. Am häufigsten ist, abgesehen vom Mastdarm, wohl die Leber, am seltensten der Magen Sitz der viszeralen Lues. Indes beschränkt sich diese häüfig nicht auf ein Organ, sondern verursacht auch Symptome, die eine Miterkrankung anderer Organe mit Sicherheit anzeigen oder wahrscheinlich machen. In einem unserèr Fälle kOnnten wir z. B. bei der Sektion ausgedehnte fibrinöse Auflagerungen und Narbenbildungen des Peritoneum, daneben aber auch gummöse Hepatitis und chylösen Ascites konstatieren. In einem anderen Falle war eine chronische parenchymatöse Nephritis mit Leber-und Milzschwellung und Ascites vergeselisehaftet. Auffallend ist die Seltenheit be-105* 5, Mai 1910. DEUTSOUE MEDIZINISCHE WOCHENSOHRIFT.
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