Ein Schwerpunkt der Aufführungstheorie von Rudolf Kolisch liegt auf der Realisierung der ›richtigen‹ Tempi für Beethovens Musik. In diesem Beitrag wird eine Diskussion über »Aufführungsprobleme im Violinkonzert von Beethoven« von René Leibowitz und Rudolf Kolisch aus dem Jahr 1964 mit der Studioaufnahme des Violinkonzerts durch die beiden Künstler aus demselben Jahr in Zusammenhang gebracht. Voran gestellt ist ein kursorischer Überblick über aktuelle Forschungsliteratur zu diesem Werk, insbesondere im Hinblick auf dessen unkonventionelle Form. Meine eigenen Überlegungen zur formalen Gestaltung des Violinkonzerts widmen sich vor diesem Hintergrund der Frage nach dem Verhältnis von ritornellartiger Wiederkehr und zyklischer Sonatenform. Die sehr langen Tutti-Abschnitte des Werks werfen im Hinblick auf die Aufführung viele Fragen auf, sodass es kein Zufall zu sein scheint, dass gerade Aspekte von Interpretation und Aufführungspraxis in der wissenschaftlichen Literatur zu Beethovens Violinkonzert eine erstaunlich große Rolle spielen. Ein zentrales Ergebnis der vorgenommenen Analyse der Aufnahme Kolischs und Leibowitz' ist, dass die beiden Künstler in Hinblick auf die Tempogestaltung stärker zwischen Solo-und Tutti-Abschnitten variieren als es die gemeinsame theoretische Diskussion nahelegt. Vermutet werden kann, dass durch diese Tempodisposition die ungewöhnliche Blockhaftigkeit von Beethovens Formgestaltung affirmativ herausgehoben werden sollte.
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