Gelegentlich der umfangreichen Versuche, die bei der Untersuchung über Arteinheit der Bakterien der Typhusgruppe sowie bei der Suche nach dem zur Herstellung von Impfstoff geeignetsten Typhusstamme auf der Abteilung für gefährliche Krankheiten des Instituts für Infektionskrankheiten unter Leitung des Herrn Prof. Kolle angestellt wurden, wurde im November 1904 die Beobachtung gemacht, daß ein vor sechs 1) leber Kontaktinfektion als Aetiologie des Typhus, klinisches Jahrbuch 1905' Bd. 14, S. 508.
gefiihrten wissensehaftlichen Untersuchungen tiber Cholerasehutzimpfung wurde stets dieselbe Cultur benutzt. Sie war 2 Jalire auf kiinstlichen N~hrbSden fortgeziichtet und hatte vie]e Male zur Erhaltung der Virulenz ffir Meerschweinehen den ThierkSrper passirt. Es erschien geboten, fiir neue Versuche am Mensehen verschiedene Culturen heranzuziehen. Den Untersuchungen am Mensehen sind vergleiehende Prfifungen am Thier mit Culturen verschiedener Herkunft, verschiedenen Alters und versehiedener u vorangeschickt worden. Besonders aber sollten zwei Fragen, die in der Litteratur zur Zeit noeh umstritten sind, bearbeitet werden, n~mlich die Beziehungen, die zwisehen der immunisirenden Kraft einer Choleracultur einerseits, ihrer Virulenz und ihrer Bindungskraft andererseits bestehen. Die Bindungskraft ffir BakteriolFsine in bakteriolytisehem Serum war neben der F~higkeit, die Agglutinine aus agglutinirendem Serum zu binden, zu priifen. Wir folgten daher gern der Anregung yon Hrn. Profi Kolle, dieses Thema experimentell zu bearbeiten. B. Experimenteller Theil. I. Herkunft der Culturen. Zu unseren Versuchen standen uns im Ganzen 47 Choleraculturen zur Verfiigung. Die Mehrzahl derselben stammt aus tier ~gyptischen Epidemie vom Jahre 1902. Dazu kommen sechs Cholerast~mme aus Saratow, fiinf aus Baku und eine Cultur aus Lodz. Die Saratow-St~imme wurden im Jahre 1905 yon Hrn. Dr. Haller in Saratow, die Baku-Culturen yon Hrn. Profi Dr. M. Hahn w~hrend einer Reise im Herbst 1904 in Baku isolirt und uns iiberlassen, w~hrend die Cultur Asiatica uns yon Hrn. Dr. Serkowski aus Lodz zur Verfiigung gestellt wurde. Es sei auch an dieser Stelle den genannten Herren fiir ihre Liebenswiirdigkeit unser verbindlichster Dank ausgesprochen. Aueh die alte Cultur Cholera Pfeiffer wurde zu unseren Versuehen herangezogen. Sechs Culturen verdanken wir der Giite yon Hrn. Prof. Dr. Gotschlich. Sie sind in E1 Tot im M~rz 1905 yon Hrn. Prof. Dr. F. Gotschlich aus dem Darm yon Pilgern isolirt, die an intereurrenten Krankheiten (Dysenterie, Colitis) gestorben waren. Die Pilger batten weder intra vitam Krankheitserscheinungen gezeigt, die auf Cholera deuten konnten, noch ergab der 0bductionsbefund Anhaltspunkte, dass sie an Cholera gestorben waren. Die Seehs aus dem Darm der Leiehen isolirten Culturen zeigen alle charakteristisehen Merkmale echter Choleravibrionen und warden dementsprechend yon Hrn. Prof. Dr. G o t s c h 1 i c h auch als solche angesproehen. Ausgedehnte Versuche, welehe mit diesen Culturen im Kgl. Zeitschr. f. Hygiene. LII. 27
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