Der Beitrag geht der Frage nach, welchen Einfluss die Betreuungsqualität in Krippen auf die sprachliche und sozial-emotionale Entwicklung von zweijährigen Kindern hat und ob es hierbei Unterschiede zwischen Kindern mit und ohne Migrationshintergrund gibt. Die Daten stammen von N = 929 zweijährigen Kindern aus der Nationalen Untersuchung zur Bildung, Betreuung und Erziehung in der frühen Kindheit (NUBBEK), davon n = 255 Kinder mit türkischem oder russischem Migrationshintergrund. Die folgenden Gruppen wurden verglichen: Kinder, die überwiegend in der Familie betreut wurden (n = 395), sowie drei Gruppen von Kindern, die in einer Kindertageseinrichtung betreut wurden, wobei hier zwischen niedriger (n = 178), mittlerer (n = 175) und hoher (n = 181) Einrichtungsqualität (erfasst durch die revidierte Krippenskala, KRIPS-R) unterschieden wurde. Bei Kontrolle familiärer Hintergrundvariablen fand sich ein Interaktionseffekt zwischen Betreuungsform bzw. -qualität und dem Migrationshintergrund der Kinder dahingehend, dass sich der Einfluss der Einrichtungsqualität für Kinder mit Migrationshintergrund als stärker erwies als für Kinder ohne Migrationshintergrund. Kinder mit Migrationshintergrund profitierten in ihrer sprachlichen Entwicklung (rezeptiver Wortschatz in Deutsch, PPVT) nur beim Besuch einer Krippe mit hoher Einrichtungsqualität, bei niedriger oder mittlerer Einrichtungsqualität zeigten sich keine Unterschiede im Vergleich mit den ausschließlich in der Familie betreuten Kindern. Im Hinblick auf die sozial-emotionale Entwicklung (ITSEA) erzielten Kinder mit Migrationshintergrund, die in Krippen mit niedriger oder mittlerer Qualität betreut wurden, die niedrigsten Werte und schnitten damit schlechter ab als alle anderen untersuchten Gruppen. In Bezug auf das Problemverhalten (CBCL) fanden sich keine signifikanten Effekte. Die Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung der Qualität der Kindertagesbetreuung für die sprachliche und sozial-emotionale Entwicklung von Kindern mit Migrationshintergrund.
Zusammenfassung. Bisher weiß man wenig darüber, durch welche Faktoren eine hohe Interaktions- und Beziehungsqualität von pädagogischen Fachkräften in Kindertageseinrichtungen gefördert oder beeinträchtigt wird. Gemäß der Bindungstheorie wird angenommen, dass das Interaktionsverhalten von Betreuungspersonen vom inneren Arbeitsmodell von Bindung maßgeblich mitbeeinflusst wird. In der vorliegenden Studie wurde die Bindungsrepräsentation von n = 66 pädagogischen Fachkräften in Kindertageseinrichtungen in Deutschland anhand des Adult Attachment Interviews (AAI; George, Kaplan, & Main, 1985 ) erfasst. Es zeigte sich eine Verteilung der Bindungsrepräsentationen vergleichbar mit nicht-klinischen Stichproben laut der Metaanalyse von Bakermans-Kranenburg und van IJzendoorn (2009) . Dabei bestanden keine Unterschiede zwischen Fachkräften in Kindergärten und Krippen. Es zeigte sich allerdings ein Einfluss des Alters der Fachkräfte dahingehend, dass jüngere Fachkräfte häufiger über eine sichere Bindungsrepräsentation und seltener über einen unverarbeiteten Verlust bzw. ein unverarbeitetes Trauma verfügten. Implikationen für Forschung und Praxis zur Förderung von positiven Fachkraft-Kind-Interaktionen und -Beziehungen werden diskutiert.
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