In den Sozialwissenschaften wird seit geraumer Zeit wieder von einer Klassengesellschaft gesprochen. Lange dominierten in den Sozialstrukturanalysen die Thesen von Individualisierung, Differenzierung und Entproletarisierung als Ergebnis der Modernisierung der Gesellschaften. Vor allem infolge der zunehmenden sozialen Ungleichheit in den westlichen Industriegesellschaften erleben Klassenkonzepte derzeit eine Renaissance. Ein besonders in der deutschen Soziologie kontrovers diskutierter Vorschlag stammt von Andreas Reckwitz. Der Soziologe hat vor dem Hintergrund der ökonomischen, politischen und sozialen Transformationen der letzten Jahrzehnte ein neues Klassenschema entwickelt. Wir nutzen sein Drei-Klassen-Modell, um am Beispiel der Kettenhypothese der Fragmentierungsforschung zu demonstrieren, dass sozialstrukturelle und klassentheoretische Ansätze auch für die Kommunikationswissenschaft fruchtbar sind und wiederentdeckt werden sollten. Die Befunde unserer Analyse zeigen, dass hinsichtlich der Informationsquellen, Themenhorizonte und Netzwerke interpersonaler Kommunikation deutliche Unterschiede zwischen den Klassen bestehen. Zwar sind diese nicht derartig gravierend, dass von einer Fragmentierung entlang von Klassenlinien gesprochen werden kann, jedoch bergen die Differenzen durchaus das Potenzial, gesellschaftliche Spaltungstendenzen zu intensivieren.
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