Welches Erkenntnispotential der Einbezug von Kindern in verschiedenen Phasen des Forschungsverlaufs mit sich bringt, ist eine zentrale forschungsmethodologische und -methodische Frage der Kindheitsforschung. Der Beitrag geht in diesem Zusammenhang der Frage nach, wie partizipative Verfahren der Datenerhebung sowie die Triangulation von Sichtweisen realisiert werden können und welche Herausforderungen damit einhergehen. Dazu werden Forschungszugänge und Ergebnisse aus dem regional vergleichenden Projekt KINDheitenERLEBEN vorgestellt, wobei Aspekte des Wohlbefindens und der Raumkonstitution von Kindern den thematischen Fokus bilden. Herausgearbeitet wird erstens die wechselseitige Beobachtung und Adressierung von beforschten Kindern und Forscher*innen, zweitens die Erzeugung spezifischer Muster durch kommunikative Hilfsmittel sowie drittens Probleme der Deutung von Inszenierungen und Emotionen im Raummachen.
In diesem Beitrag wird der Frage nachgegangen, wie von Lehramtsstudierenden in einem, ihr Praxissemester begleitenden Fallarbeitsseminar Normalitätskonstruktionen der Grundschule vorgebracht und verhandelt werden. Anhand eines ausgewählten, videographierten Segments studentischer Gruppenarbeit wird dieses Interaktionsgeschehen Schritt für Schritt abgebildet. Empirisch-rekonstruktiv werden dabei in inhaltlicher Hinsicht Erfahrungen und deren Irritation fokussiert, verstanden als das Gewöhnliche und Unhinterfragte.
SchlüsselwörterGrundschule, Normalität, Erfahrung, Fallarbeit
Normalitätskonstrukt der Grundschule infolge von ErfahrungenGrundschullehramtsstudierende verfügen über eine "eigene Erfahrung" die Schule betreffend (Breidenstein 2010, 207), weshalb Unterricht als bekanntes Format mit einem selbstverständlichen Ablauf empfunden wird (vgl. Scharl & Wrana 2015, 115). Aufgabe der Lehrer:innenbildung ist, eine kritische Auseinandersetzung mit diesen "als normal erachteten Routinen" herzustellen (Rothland & Bennewitz 2018, 38), was an die ethnographische Idee einer "Befremdung der eigenen Kultur" erinnert (Hirschauer & Amann 1997). Es geht darum, Vertrautes infrage zu stellen und sich von Bekanntem irritieren zu lassen. Eine weitere Nuance von Erfahrung wird ersichtlich, wenn man die Fähigkeit von Individuen berücksichtigt, die Rolle einer »normalen«, den Erwartungen entsprechenden Person zu spielen (Goffman 2016, 161). Erfahrungen kommt somit jenseits eingeschriebener Gewohnheiten ein Anteil der aktiven Anpassung an das jeweilige Umfeld zu. In der Folge ergibt sich ein Normalitätskonstrukt, das im jeweiligen Kontext interaktiv verwirklicht wird -beispielsweise in der grundschulpädagogischen Praxis.
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