A. NS-Raub-und Beutebücher und die Universitätsbibliothek Göttingen 1933-1945 1. NS-Raub-und Beutebücher in wissenschaftlichen Bibliotheken Das nationalsozialistische Deutschland hat nicht nur systematisch Kunstwerke, sondern in großem Umfang auch Bücher geraubt-ein historischer Vorgang, der im öffentlichen Gedächtnis bislang kaum präsent ist. 1 In Deutschland beschlagnahmte Bücher von Institutionen und Privatpersonen werden als NS-Raubbücher bezeichnet, Bücher, die während des Zweiten Weltkrieges in den besetzten Gebieten geraubt wurden, als Beutebücher. Woher kamen die Bücher aber genau? In den ersten Jahren der NS-Herrschaft war es zunächst sogenannte "verbotene" Literatur, die in Buchhandlungen, bei Verlagen und in Büchereien beschlagnahmt wurde. Dazu kamen aber rasch auch größere Mengen von Büchern aus Bibliotheken von Einrichtungen verbotener Organisationen, wie Parteien, Gewerkschaften, Freimaurerlogen und Vereinen. Dabei handelte es sich dann nicht mehr nur um sogenannte "verbotene" Literatur, sondern, je nach dem Umfang und Sammlungsprofil einer beschlagnahmten Bibliothek, um ein breites Spektrum unterschiedlichster Literatur von der Belletristik bis zum Fachbuch. Auch Privatbibliotheken politisch Verfolgter blieben vor dem Zugriff der NS-Behörden nicht verschont. Das gilt insbesondere auch für jüdische "Staatsangehörige"-seit den Nürnberger Rassegesetzen vom 15.9.1935 waren Juden keine Reichsbürger mehr. Einen ersten, traurigen Höhepunkt bei der Beschlagnahmung von Büchern aus jüdischem Besitz markierte die Reichspogromnacht vom 9. November 1938 als SS und Gestapo eine erhebliche Anzahl jüdischer Gemeindebibliotheken beschlagnahmten (insgesamt ca. 300.000 Bände aus 71 Bibliotheken). 2 Während des Krieges wurde der Bücherraub-unter anderem 1
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