Merocyanine sind für verschiedene praktische Anwendungen, [1][2][3][4][5] aber auch für theoretische Untersuchungen wegen ihrer intensiven Absorptionsbanden und des außergewöhnli-chen Lösungsmitteleinflusses auf die Absorptionsspektren von großem Interesse. Die Lösungsmittelempfindlichkeit der Absorptionsbande wird dabei mit einer stark vereinfachten Valenzbindungs(VB)-Theorie erklärt, die annimmt, dass der elektronische Grundzustand (S 0 ) und der angeregte Zustand (S 1 ) von Merocyaninen näherungsweise als Linearkombination einer nicht-ladungsgetrennten Polyen-ähnlichen und einer ladungsgetrennten polyen-ähnlichen Grenzform beschrieben werden können. [1][2][3][4][5][6] Demnach beeinflusst das Lö-sungsmittel den Beitrag beider Grenzformen zum Grundzustand bis zum Überschreiten des "Cyaninlimits". Um den Beitrag der Grenzformen zur Gleichgewichtsstruktur des Grundzustands zu bestimmen, wurden verschiedene Parameter vorgeschlagen. Davon sind zwei Modelle, die einerseits auf der durchschnittlichen Differenz der Längen von benachbarten Bindungen (average bond-length alternation; BLA) [7] und andererseits auf dem analogen quantenchemischen Parameter, dem Durchschnitt der p-Bindungsordnungen (average p-bond order alternation; BOA), [8] beruhen, sehr populär. [4,6,[9][10][11][12] Überraschenderweise werden innerhalb der gleichen Konzepte Merocyanine mit zwei grundsätzlich unterschiedlichen Modellen beschrieben, nämlich mit den Gleichungen (1) [7a,c, 8b,c] und (2); [7b, 8a] darin stellen A eine Elektronenakzeptor-und D eine Elektronendonorgruppe dar, die zum Ladungsaustausch fähig sind. Polymethine sind definiert durch eine Kette konjugierter Doppelbindungen mit einer ungeraden Zahl n an p-Zentren und mit (n + 1) pElektronen, Polyene jedoch durch eine gerade Zahl an pZentren und die gleiche Zahl an p-Elektronen. Durch diese Spezifik der Elektronenverteilung unterscheiden sich Polyene und Polymethine signifikant in der elektronischen Struktur und der Lichtabsorption, [1][2][3][4][5][6] weshalb Polymethine nicht mit akzeptor-/donorsubstituierten Polyenen gleichzusetzen sind. Gleichung (1) beschreibt zwei mögliche Grenzformen akzeptor-/donorsubstituierter Polyene und kann deshalb nicht für Merocyanine verwendet werden. Stark vereinfacht steht Gleichung (2) für Polymethine, wobei mit (4) und (5)]. Die Formeln b in den Gleichungen (4) und (5) stellen nicht, wie oft behauptet wird, Polyen-ähnliche Grenzformen dar, [4,6,[9][10][11][12] sondern sie sind, äquivalent zu Form b der Cyanine in Gleichung (3), eine mögliche Grenzform der Polymethine.Kürzlich haben wir gezeigt, dass das VB-Modell mit zwei Grenzformen eine zu starke Vereinfachung ist, selbst für die Beschreibung symmetrischer Cyanine.[13] Um unser theoretisches Verständnis dieser konjugierten Systeme weiter zu testen, ist es wichtig zu prüfen, ob die elektronische Struktur der Merocyanine hinreichend mit zwei Grenzformen beschrieben werden kann.Vor kurzem wurde berichtet, dass alle fünf Spin-SpinKopplungskonstanten 3 J(H,H) entlang der Kohlenwasserstoffkette von 1 a...