Zusammenfassung Hintergrund Allgemein gelten Hochschulambulanzen in Universitätskliniken als defizitär. In der vorliegenden Publikation wird der Ansatz unternommen, im Sinne einer Kostenträgerrechnung Umsatz und Kosten der Hochschulambulanz der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) zu evaluieren sowie eine Aufstellung der Arbeitsleistung zu unternehmen. Material und Methode Mithilfe der Daten des klinikeigenen Informationssystems (SAP) und einer eigenen Software (TimeElement), welche standardisiert angewendet wird, um den Patientenflow in unserer Hochschulambulanz in Echtzeit online zu erfassen, wurden alle Patientenkontakte des Jahres 2019 evaluiert. Die Gesamtkosten summieren sich aus Personal‑, Material- und Raumkosten inklusive Infrastruktur und werden den pauschalierten Erlösen nach Hochschulambulanzvertrag (HSA-Bereich) sowie weiteren Erlösen aus Konsilleistungen, Selbstzahlern, ambulantem Operieren und Kooperationsverträgen für intravitreale Injektionen (IVOMs) gegenübergestellt. Ergebnisse Bei durchschnittlich 10,6 assistenzärztlichen und 3,6 fachärztlichen Stellen sowie 21 nichtärztlichen Stellen (plus 4 BUFDIs [Bundesfreiwilligendienst]) in unserer Hochschulambulanz errechnen sich 2.927.022 € Personalkosten inklusive Overhead für das Gesamtjahr. Zuzüglich der Infrastruktur (524.942 €) sowie Material- und Sachkosten einschließlich Overhead sowie interner Leistungsverrechnung (ILV) in Höhe von 258.657 € beliefen sich die Gesamtkosten in 2019 auf 3.710.621 €. Dem standen Einnahmen von 3.524.737 € aus den oben genannten Bereichen gegenüber, womit sich ein Defizit von −185.884 € (5 %) ergab. Auffallend sind die deutlich unzureichende Finanzierung der Hochschulambulanz über die Fallpauschale und die notwendige Querfinanzierung aus den Bereichen des ambulanten Operierens, der IVOMs und der Selbstzahler. Insgesamt kam es zu den regulären Sprechzeiten zu 19.453 Patientenkontakten bei 17.305 abrechenbaren Fällen. Mit n = 9943 waren der Großteil der Kontakte HSA-Besuche. Abrechenbare Fälle resultierten daraus allerdings nur in 82 % aufgrund mehrfacher Besuche pro Quartal. Die gesamte Anwesenheit betrug im Median 3,21 h (durchschnittlich 3,38 h). Durchschnittlich wurden 78 Patientenkontakte pro Arbeitstag gezählt. Dabei ergab die Analyse mittels TimeElement im Median pro Patient 2 Arztkontakte (durchschnittlich n = 1,91). Die gesamte Dauer ärztlicher Interaktionen betrug im Median 18 min (durchschnittlich 23 min). In der Funktionsdiagnostik zählten wir im Median ebenfalls 2 Interaktionen pro Patient (durchschnittlich n = 2,31), wobei die gesamten Interaktionen im Median 18 min dauerten (durchschnittlich 23 min). Insgesamt wurden innerhalb der Funktionsdiagnostik n = 37.363 Einzelleistungen im Jahr 2019 gezählt, wobei mit n = 10.888 die optische Kohärenztomographie (SD-OCT) die Hauptleistung darstellte. Schlussfolgerungen In einer reinen Kosten‑/Umsatz-Rechnung ergibt sich an der MHH ein leicht defizitäres Ergebnis der Hochschulambulanz. Somit erscheinen die Kosten einer universitären, augenheilkundlichen Hochschulambulanz in Niedersachsen durch die direkten ambulanten Einnahmen nicht ausreichend gedeckt zu sein. Eine Beibehaltung von quartalsweisen Fallpauschalen für alle Fälle der Ambulanz würde in unserem Setting eine Honorierung von ca. 214 € notwendig machen, um die Kosten zu decken. Aktuell werden die zu niedrigen Pauschalen im HSA-Bereich von den anderen Bereichen kompensiert. Die hohe medizinische Arbeitsleistung in unserem Setting erfordert einen ebenfalls hohen Personalaufwand mit einem erheblichen Personalkostenanteil von annähernd 80 %.
Zusammenfassung Hintergrund Die Coronaviruserkrankung COVID-19 hat im Frühjahr 2020 zu einer deutlichen Minderleistung der elektiven Medizin in den Krankenhäusern geführt, wobei es für universitäre Polikliniken bisher keine entsprechenden Daten über das Ausmaß dieser Reduktion und die damit verbundenen Erlösminderungen gibt. Material und Methode Mithilfe der Daten des aus dem Krankenhausinformationssystems (IS-H/i.s.h.med unter SAP, Cerner Corporation, North Kansas City, MO, Vereinigte Staaten von Amerika und SAP SE, Walldorf, Deutschland) und der an unserer Klinik mitentwickelten Zeiterfassungs- und Managementsoftware TimeElement (Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Deutschland) wurden alle Patientenkontakte des COVID-19-Shutdowns über ca. 7 Wochen vom 18.03.2020 bis zum 08.05.2020 evaluiert und mit dem Vorjahreszeitraum 2019 verglichen. Zudem wurden die Fallzahlen für das erste und zweite Quartal 2019 und 2020 in Relation gesetzt. Ergebnisse Im COVID-19-Zeitraum reduzierte sich die Gesamtzahl der Patientenkontakte um 59,5 % gegenüber dem Vorjahr. Die Anzahl der abrechenbaren Fälle reduzierte sich um 74,8 %. Insbesondere der Hochschulambulanz‑/Selbstzahlerbereich verzeichnete mit einer Reduktion der Patientenkontakte auf 17,2 % des Ausgangswertes von 2019 den größten Patientenwegfall. Aus der reduzierten Arbeitsleistung resultierte ein Erlösverlust von mindestens 218.000 €. Über TimeElement ergab sich ein Rückgang aller diagnostischen Spezialleistungen von 69,4 %, wobei gerade auch Gesichtsfelduntersuchungen um ca. 75,3 % reduziert waren. OCT-Messungen verzeichneten einen Rückgang um 60,3 %. Das Patiententracking ergab allerdings auch eine Reduktion der durchschnittlichen Anwesenheitszeiten der Patienten um ca. 23 % (COVID-19: 145,8 ± 88,8 min vs. 2019: 189,6 ± 97,2 min). Diskussion Der COVID-19-Shutdown ließ die Arbeitsleistung unserer Poliklinik auf nur noch ca. 40 % der Patientenkontakte und die der funktionsdiagnostischen Untersuchungen auf nur noch ca. 30 %, verglichen zur Leistung aus dem Jahr 2019, einbrechen. Die Reduktion der Patientenzahl führte allerdings auch dazu, dass die Anwesenheitszeiten der Patienten deutlich geringer als bei regulärer Auslastung ausfielen. Die damit verbundenen finanziellen Verluste sind durchaus erheblich und offensichtlich nicht über gesetzlich geregelte Ausgleichszahlungen wie im stationären Bereich kompensiert.
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