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Dass der Bischof von Rom seine Stadt, ihr näheres Umfeld und ganz Italien verlässt, um sich in fernen Ländern als Oberhirte der lateinischen Christenheit zu präsentieren, ist heutzutage ein geläufiges Schauspiel, dem das Sensationelle allmählich abhanden zu kommen scheint. Seitdem Paul VI. noch während des Zweiten Vatikanischen Konzils als erster Papst das Heilige Land aufsuchte und bald darauf nach Konstantinopel reiste, wohin sich mehr als tausend Jahre keiner seiner Vorgänger begeben hatte, sind die Ziele solcher päpstlichen Visiten immer zahlreicher, die Entfernungen immer weiter geworden, erscheint das Reisen buchstäblich bis an die Enden der Erde als zeitgemäßer Ausdruck der universalen Verantwortung, die das Papsttum an der Spitze der Weltkirche in Anspruch nimmt. Das war nicht immer so, denn bis vor etwa 50 Jahren sahen die Päpste vor Paul VI. nach den Verwicklungen der napoleonischen Zeit und erst recht nach dem Verlust des Kirchenstaates 1870 ihre Bestimmung eher in konsequenter Ortsfestigkeit, gar in der Rolle des von Kirchenfeinden umzingelten "Gefangenen des Vatikans", der es auch nach den Lateranverträgen von 1929 für angemessener hielt, die Welt, soweit sie denn wollte, bei sich zu empfangen als selber in die Welt hinauszugehen.Beide Verhaltensweisen können sich auf Muster im langen Verlauf der Papstgeschichte berufen, die Phasen des beständigen Verweilens bei den Gräbern der Apostelfürsten ebenso gekannt hat wie solche des ausgiebigen Fernbleibens von Rom, wofür ganz unterschiedliche Gründe den Ausschlag gaben.¹ Anders als in der jüngsten Vergangenheit beruhten freilich päpstliche Reisen über Italien hinaus, die vom 6. bis zum frühen 8. Jahrhundert nach Konstantinopel und seither stets in die Länder nördlich der Alpen führten, zumeist nicht auf freiem Entschluss, sondern wurden unter dem Druck politischer Zwangslagen oder innerkirchlicher Konflikte unternommen. Nicht wenige hatten den Charakter einer Flucht oder einer Verbannung, von der einige Päpste nicht mehr lebend zurückgekehrt sind. Daneben gab es aber auch bewusste Verlagerungen der eigenen Residenz, worunter die sieben Jahrzehnte des avignonesischen Papsttums im 14. Jahrhundert hervorstechen, doch erlebten auch schon das 12. und 13. Jahrhundert einzelne Päpste, die zusammen mit der Kurie ihren gesamten Pontifikat an auswärtigen Orten des Kirchenstaats oder Oberitaliens verbrachten, von Rom aus betrachtet also permanent auf Reisen waren. In der Zeit davor waren es vor allem die Bindung an die Karolinger im 8./9. Jahrhundert, später der Reformeifer des mittleren 11. Jahrhunderts und dann die Auseinandersetzungen mit Gegenpäpsten und mit der römischen Kommune, die zur Fortbewegung aus Rom, von der urbs in den orbis, drängten.²
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