Die physikalische Chemie dringt immer mehr in das medizinische Denken ein. Sie hat sich bereits in ziemlich weitem Maße der Biologie bemächtigt, und auch die Klinik kann sie kaum noch missen. Es taucht eine Anzahl von Begriffen auf, die der älteren Aerztegeneration wie Hieroglyphen erscheinen. Leider ist es mit einem großen Teil der jüngeren Generation ganz ähnlich, da die überstürzte Ausbildung im und nach dem Kriege, ferner auch die Ueberlastung mit vielen anderen Dingen ihr keine Zeit gelassen hat, sich mit den zunächst scheinbar etwas fernliegenden Dingen zu beschäftigen. Es ist aber absolut erforderlich, daß jeder Arzt wenigstens die Grundbegriffe dieser Disziplin in sich aufnimmt, da es ihm sonst unmöglich gemacht wird, den Fortschritten der ärztlichen Wissenschaft zu folgen. Es ist natürlich unmöglich, in wenigen Spalten einer Zeitschrift das ganze weite Gebiet abzuhandeln. Daher sollen nur einige Dinge besprochen werden, die in aller Munde sind,, ohne oft bis zum Verständnis durchzudringen. Ich weiß, daß die meisten Aerzte eine Scheu vor solchen scheinbar abstrakten Fragen haben. Die Hauptsache muß die sein, den Aerzten die Angst vor diesen Begriffen:, .den dazu gehörenden einfachen Formeln usw. zu nehmen. A u e rbach hat in einer kleinen Monographie, wie mir scheint recht geschickt, versucht, die noch gthßere Angst vor der Mathematik zu bannen. Von den physikalisch chemischen Begriffen, welche wir vorzüglith in niedizinischen Abhandlungen finden, nimmt die Was s e rstoffionenkoiizentration den größten Raum ein. Es sind die Symbole W bzw. p1, die immer zunehmend auftauchen. Die Konzentration der Wasserstoffionen W ist die Anzahl dieser in einer gewissen Flüssigkeitsmenge. Wir wissen aus den Untersuchungen von Arrhenius., van't Hoff und anderen, daß die Elektrolyten, d. h. die Substanzen, welche den elektrischen Strom leiten, in ihren Lösungen zu einem mehr oder weniger großen Teil in ihre Ionen zerfallen sind. Zu den Elektrolyten gehören vor allem Salze, Säuren und Basen. So findet sich z. B. das Kochsalz, NaCl im wesentlichen in Form von Na und Cl, eine Säure, wie z. B. 'die Salzsäure J-ICi in Form von H und CI eine Base, wie die Natronlauge NaOH, in Na Fortschritte der gesamten Medizin. und OH gespalten. Wie weit diese Spaltung vollständig ist, hängt bei den Säuren und Basen im Wesentlichen von ihrer Stärke ab, so ist z. B. die Salzsäure und die Natronlauge in mäßig verdüinnter wäfiriger Lösung fast vollständig in ihre Ionen aufgespalten, viel weniger dagegen ist z. B. die Essigsäure dissoziiert. Die Dissoziation der Salze ist meist sehr hoch. Aber auch das Wasser selbst, das den elektrischen Strom ja nur in sehr geringem Maße leitet, ist, wenn auch zu einem verschwindenden Teil, in seine Ionen H und OH, das Wasserstoffion und Hydroxylion, aufgespalten. Wichtig ist nun Folgendes: Substanzen, die nur ein H-Ion, aber kein OH-Ion enthalten, wie die Säuren, verursachen sauere, die Basen, welche kein H-Ion,, sondern nur OH.Ionen enthalten, alkalische Reaktion, während das Wasser, welches in geringer, aber gl...