Gleichmut ist die politische Signatur der gegenwärtigen Wissenschaft des Ökonomischen: Zu Beginn des 21. Jahrhunderts sind die Wirtschaftswissenschaften durch einen Denkstil geprägt, der nicht nur übergriffig ist - er tendiert auch zur gewaltförmigen Durchsetzung geschichtsphilosophischer Eindeutigkeiten. Die gesellschaftliche Vollzugswirklichkeit dieses abtötenden Denkens charakterisiert sich als Abschaffung des politischen Streits und Ringens darum, diese Welt besser zu machen. Lars Hochmann weigert sich, diesen Skandal länger hinzunehmen: Für Optimismus zu skeptisch - jedoch nicht frei von Hoffnung und Lust -, zeigt er, dass und wie den Wirtschaftswissenschaften die Liebe zur Welt noch immer ein Weg sein kann.
Dass die weltweite Einkommens-, Vermögens-und damit auch soziale Ungleichheit kontinuierlich zunimmt, ist mittlerweile eine Binsenweisheit. Wie wir zu dieser unheilvollen Entwicklung in verschiedenen Ländern und Regionen gekommen sind, legen fünf junge Wissenschaftler/innen aus vier renommierten Instituten mit vielen Zahlen und Grafiken eindrücklich dar. Der Anteil am nationalen Einkommen von den unteren 50 % der arbeitenden Bevölkerung in den USA ist von 1980 bis 2016 von 21 % auf 13 % gesunken, während das der oberen 1 % von 11 % auf 20 % angewachsen ist. Das oberste 1 % der Einkommensbezieher seit 1980 konnte weltweit doppelt so stark vom Wachstum profitieren wie die unteren 50 %. Die Ungleichheit entwickelt sich in einzelnen Regionen unterschiedlich. Im reichen Norden ist der soziale Unterschied am stärksten in den USA, aber noch stärker ist er in den Schwellenländern-in Brasilien, Russland, China, Indien und Südafrika. Wegen des hohen Wachstums haben zwar die unteren 50 % der Einkommensbezieher auch in China und Indien davon etwas abbekommen, aber die Reichen davon haben unvergleichlich viel profitiert und zwar je reicher, desto mehr. Das reale Einkommen ist in der Zeit von 1980 bis 2016 weltweit um 60 % gestiegen: z. B. in Europa um 40 %, in Indien um 223 % und in China um 831 %. Eine Verbesserung für die untere Hälfte der Einkommensbezieher war mäßig, dafür war der Gewinn der Reichsten übermäßig. Während der Einkommensanstieg der unteren Hälfte in den USA/Kanada nur 5 % war, betrug er in Indien 107 % und in China 417 %. Das Wachstum der Reichsten, 0,001 % der Einkommensbezieher, war unfassbar höher z. B. 3083 % in Indien, 3752 % in China und sagenhafte 25.269 % in Russland. Dafür müsste in Russland die ärmere Hälfte in Kauf nehmen, dass deren Einkommen 26 % in der gleichen Zeit zurückginge. Das Autorenteam zeigt mit vielen Zahlen und Grafiken die historische Entwicklung: Die Kluft zwischen Armen und Reichen wächst weltweit mit großer Geschwindigkeit. Die soziale Frage ist global und wird immer dringlicher, schreibt das Sozial-ökologische Wirtschaftsinstitut in München. Dass dieser Trend nicht nur das soziale Gleichgewicht stört, sondern auch die Demokratie gefährdet, ist unverkennbar. Und ob die Armut weltweit besiegt werden kann, so die Autor/inn/en, hängt von der Entwicklung der Ungleichheit innerhalb der Länder ab. Wie ließe sich die Ungleichheit bekämpfen? Die Autor/inn/en schlagen vor, das Einkommen progressiv zu besteuern. Insbesondere soll der Spitzensteuersatz , der seit den 1970er Jahren in den reichen Ländern reduziert wurde, angehoben werden. Auch die Vermögen-und Erbschaftsteuern, die in den Schwellenländern kaum eine Rolle spielen, sollen progres
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