Um urbane Problemlagen in ihrer Vielschichtigkeit zu beforschen, bedienen sich Kunst und Wissenschaft jeweils spezifischer Vorgehensweisen. Trotz wiederkehrender gegenseitiger Bezugnahmen sind systematische Überlegungen zu Anschlussstellen an künstlerische Vorgehensweisen im (sozial)wissenschaftlichen Kontext nach wie vor rar. Die Erkenntnispotenziale von Aufarbeitungs- und Artikulationsformen der bildenden und darstellenden Künste werden jedoch zunehmend – beispielsweise in der kritischen Stadtforschung – thematisiert. Dabei werden erste Forschungspraxen entwickelt, die künstlerische und wissenschaftliche Vorgehensweisen in transdisziplinären Projektkonstellationen integrieren. Anliegen dieses Textes ist es, anknüpfend an einen Beitrag von Cecilie Sachs Olsen und Sabeth Tödtli zum partizipatorischen Potenzial künstlerischer Stadtforschung, einen theoretisch begründeten methodologischen Ansatz geographisch-künstlerischer Forschungspraxis zu entwickeln, um Stadt aus kritischer Perspektive anders sehen, verstehen und mitgestalten zu können. Dazu werden Henri Lefebvres Theorie zur sozialen Produktion des Raums und Julian Kleins Konzept von künstlerischer Forschung zusammengeführt. Das zentrale Ergebnis dieser Zusammenführung ist ein Drei-Schritt-Verfahren, das (1) die Vielfalt ästhetischer und semiotischer Wahrnehmungen sozialräumlicher Situationen versammelt; (2) deren Beziehungen hinterfragt und spielerisch neu denkt; sowie (3) diese in einer Weise präsentiert, die dazu einlädt, an der Auseinandersetzung mit pluralen, scheinbar inkommensurablen Wahrnehmungs- und Sichtweisen auf Stadt teilzuhaben. Die theoretischen Überlegungen werden am Beispiel ausgewählter Projekte des Architekturkollektivs raumlabor-berlin aus den Jahren 2006 bis 2017 illustriert.
Anliegen dieses Textes ist es, einen methodischen Ansatz künstlerisch-kartographischer Erkenntnisgewinnung zu entwickeln und an Beispielen zu illustrieren. Aus konzeptioneller Perspektive eines künstlerischen Forschungsmodus werden drei Aspekte von Praktiken des kritischen Kartierens herausgearbeitet, womit Kartieren als Mittel (1) zur Sammlung vielfältiger Wahrnehmungen von Dingen, (2) für spielerisch-experimentelles In-Beziehung-Setzen dieser und (3) zur Herstellung visueller Re-Imaginationen verstanden werden kann. Diese Perspektive ermöglicht eine Anerkennung der Systematik, Ergebnisoffenheit und re-imaginativen Kraft künstlerisch-kartographischer Erkenntnisprozesse. Eine Neuausrichtung von Projekten des kritischen Kartierens entlang dieser drei Aspekte könnte deren gesellschaftliche Möglichkeiten bzw. sozialräumliche Implikationen stärken. Insofern wird mit der vorgestellten Perspektive dazu aufgerufen, raumbezogene Forschung durch künstlerisch-kartographisches Engagement transdisziplinärer, prozesshafter und politischer zu machen.
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