Literatur
393Zeit behaupteten Charakterisierungen. (Schule von Neapel-Bari; Behrends; Herberger) interessant; der Vf. sieht Labeo als eher konservativen, dogmatisch gebundenen Juristen (wie paßt das zu Pomp. D. 1, 2, 2, 47?). Daß Julian "alle Methoden beherrscht", wird man gern akzeptieren, vielleicht auch den hervorstechenden Hang zur Logik bei Paulus.5. In einem Anhang (190ff.) will der Vf. in symbolisierter Form eine Analyse von D. 30, 36 pr.-l durchführen, um die logische Struktur des Texts zu erhellen, insbesondere was die perplexe Variante betrifft. Dazu ist zu bemerken: Um zu zeigen, daß -im perplexen Fall -die Konklusion ,,TI(s 3 )" und ebenso die Konklusion "PL(s 3 )" nicht logisch aus den Prämissen folgt, ist es kein taugliches Verfahren, eine Ableitung durchzuführen, die nur zu logisch trivialen Konsequenzen führt. Eine logisch gültige Formel folgt ja aus jeder beliebigen Prämissenmenge; daher trägt der Nachweis, daß aus den gegebenen Prämissen logisch gültige Formeln folgen, nichts zur Analyse oder zur Lösung eines casus perplexus bei. Vor allem aber: Aus dem Umstand, daß es dem Vf. nicht gelingt, aus den gegebenen Prämissen die Konklusion ,,TI(s 3 )" abzuleiten, folgt nicht, daß es keine solche Ableitung gibt -und das wäre ja zu zeigen! Um aber nachzuweisen, daß die Konklusion aus den Prämissen nicht folgt, müßte man eine Interpretation der formalen Sprache angeben, bei der die Prämissen wahr sind, die Konklusion dagegen falsch ist. Daß dadurch -und nur dadurch -tatsächlich gezeigt wird, was zu zeigen ist, ergibt sich aus der Definition des logischen Folgens : eine Konklusion folgt aus den Prämissen logisch genau dann, wenn es keine Interpretation gibt, bei der die Prämissen wahr sind, die Konklusion falsch.Backhaus hat mit seinem "Casus perplexus" ein Buch geschrieben, das den Autor als vollendeten Romanisten ausweist. Seine Exegesen 27 ) sind stets scharfsinnig und reich an geistvollen, oft überraschenden neuen Beobachtungen, die Textkritik ist vorsichtig, aber gründlich, ebenso wie die Verwertung der Literatur. Daß der Rezensent in Detailfragen manche Kritik geübt hat -wobei er keineswegs sicher ist, daß er immer im Recht ist -, ändert am Gesamturteil nichts; bei einem derart schwierigen Thema, das selbst Leibniz nicht wirklich bewältigt hat, ist es geradezu ein Beweis kreativen Denkens, daß Gegenpositionen herausgefordert werden.
InnsbruckFranz Horak Georges Fabre, Libertus. Recherches sur les rapports patron-affranchi à la fin de la République Romaine (Collection de l'Ecole Française de Rome 50). Rom 1981. 427 S., 50 Abb., 3 Karten. Aus der Fülle zahlloser Untersuchungen mit sozialgeschichtlicher Akzentuierung im Bereich der Alten Geschichte verdient die umfangreiche Arbeit 27 ) Es mag vielleicht willkommen sein, zur Ergänzung des Materials noch auf folgende Stellen hinzuweisen, die als Kandidaten für perplexe Fälle in Frage kommen: bei Leibniz finde ich (außer den vom Vf. behandelten) D. 45, 1, 48 (aaO. 241); 1, 5, 15-16 (aaO. 242); 45, 1, 9 (aaO. 242); 40, 12, 9, 2 (aaO. 248). Ich selbst habe ...