Ein Bericht über den Nachlass Hans Swarowskys wird zwangsläufig zum Einblick in ein beachtliches Lebenswerk mit durchaus ungewöhnlichen Aspekten und vielfältigen Facetten. Dazu gehört auch die Biographie dieses Mannes, die zwar gelebt aber bis heute nicht geschrieben wurde, ein real gewordener Lebensroman von Drehbuchqualität. Wer Hans Swarowsky nicht erlebt hat, kann so manches von seiner Persönlichkeit, seinem impulsiven Temperament, seiner enormen Vitalität, seiner charismatischen Überzeugungskraft, und vor allem seiner Wortgewandtheit im Witz wie im Ernst in den nachgelassenen Schriften, Tonaufnahmen und anderen Dokumenten nachspüren. Dieser Bericht ist aber weitgehend auch ein "Desiderata-Katalog", denn vieles bleibt noch zu tun, um eine weiterreichende Aufarbeitung als bisher zu ermöglichen. Manche Angaben in diesem Bericht sind ungenau, weil detaillierte Information einfach fehlt.
I Schallplatten, Rundfunk, Fernsehen, FilmBeginnen wir mit dem Dirigenten Hans Swarowsky, der er ja in erster Linie war, und als der er ein durchaus ausfüllendes, meist tägliches Programm in Oper oder Konzert absolvierte. Von dieser Tätigkeit besitzen wir einen umfangreichen, editorisch leider sehr verstreuten Nachlass von ca. 200 für Schallplatte aufgenommenen Werken. Die ersten Aufnahmen stammen aus Berlin (ca. 1935 mit Kiepura), nach der politisch bedingten Unterbrechung seiner Dirigiertätigkeit (Berufsverbot durch den NS-Staat von 1937 -1945 setzte Swarowsky dann wieder von 1947 bis 1975 seine Aufnahmetätigkeit fort. Eine umfangreiche Diskographie findet sich in "Wahrung der Gestalt", eine Ergänzung z.B. anhand alter LP-Kataloge und jener nun auf CD wieder erhältlicher Aufnahmen wäre jedoch dringend nötig.Zahlreiche, vornehmlich europäische Rundfunkanstalten besitzen Konzertmitschnitte und Rundfunkproduktionen mit Swarowsky. Bei systematischer Suche in den Rundfunkarchiven jener Städte und Länder, in denen Swarowsky regelmäßig dirigierte, lässt sich mit Sicherheit auch noch einiges finden, das bisher noch gar nicht erfasst wurde. Erst kürzlich wurden in Köln (WDR) rund 2 Dutzend bis dato unbekannte Aufnahmen, vornehmlich mit Werken von. Strauss und Strawinsky, entdeckt. Viele bedeutende Aufnahmen, über 50, besitzt der ORF, und es ist unverständlich, wieso es möglich war, dass nach Swarowskys Tod eine ganze Reihe