ZusammenfassungSchlachthofarbeit hat einen schlechten Ruf und viele Schlachter erfahren moralische Stigmatisierung, obwohl Fleischkonsum die dominante Ernährungsform westlicher Gesellschaften ist. Moralische Stigmatisierung von Schlachthofarbeitern wurde bisher nicht systematisch untersucht. Der Artikel beantwortet die Forschungsfragen, welche Strategien des Umgangs mit moralischer Stigmatisierung sich unter Schlachthofarbeitern finden und wie sie sich zu hegemonialen Erzählungen zu ihrem Beruf verhalten. Der theoretische Rahmen des Artikels basiert auf soziologischen Theorien zu Kultur, Stigma und dirty work. Zur Beantwortung der Forschungsfragen wurden 13 problemzentrierte Interviews mit Arbeitern aus sechs deutschen Schlachthöfen mittels Qualitativer Inhaltsanalyse ausgewertet. Die Analyse ergab, dass Schlachter auf moralische Stigmatisierung reagieren, indem sie diejenigen kulturellen Ideen, die der Stigmatisierung zugrunde liegen, infrage stellen und für die Gültigkeit der eigenen kulturellen Ideen über „Schlachttiere“ argumentieren. Ferner nutzen die interviewten Schlachthofarbeiter starre Gruppengrenzen, um die Autorität externer Akteure zur Urteilsbildung über Schlachthofarbeit zu delegitimieren. Der Artikel ist innovativ, da er erstmals systematisch die Reaktionsweisen von Schlachthofarbeitern auf moralische Stigmatisierung untersucht.
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