Zusammenfassung Hintergrund Bei medizinischen Akutfällen entscheiden Patienten eigenständig, ob sie den Rettungsdienst bzw. den ärztlichen Bereitschaftsdienst der kassenärztlichen Vereinigung anrufen oder sich in der Notaufnahme vorstellen. Fragestellung Gelingt der Bevölkerung die angemessene Zuordnung verschiedener dringlicher Erkrankungen zu den unterschiedlichen Systemen? Material und Methoden In einer deutschlandweiten, anonymen telefonischen Befragung nach dem Gabler-Häder-Design im Sommer 2018 wurden 708 Personen jeweils 6 verschiedene Szenarien mit medizinischen Akutfällen geschildert. Die Befragten wurden gebeten anzugeben, ob sie kurzfristige medizinische Hilfe für erforderlich hielten. Zusätzlich wurde die subjektive Dringlichkeit der einzelnen Szenarien sowie die Kenntnis der Telefonnummern von Rettungsdienst und ärztlichem Bereitschaftsdienst erhoben. Ergebnisse Die Dringlichkeit der Szenarien wurde häufig fehleingeschätzt: bei Szenarien hoher Dringlichkeit zu 20 %, bei mittlerer Dringlichkeit zu 50 % und bei leichter Dringlichkeit zu 27 %. Zusätzlich misslang einigen Befragten die Ressourcenwahl, wenn sie medizinische Hilfe für erforderlich hielten: 25 % würden bei einem Apoplex bzw. Myokardinfarkt keinen Rettungsdienst rufen. Bei Erkrankungen mittlerer Dringlichkeit würden mehr Befragte eigenständig in die Notaufnahme gehen (38 %), als den ärztlichen Bereitschaftsdienst zu alarmieren (46 %). Diskussion Das Wissen der Bevölkerung über die verschiedenen Ressourcen bei medizinischen Akutfällen und die Fähigkeit, die Dringlichkeit adäquat einzuschätzen, scheint nicht ausreichend zu sein. Die Lösung könnte neben einer Steigerung der Gesundheitskompetenz eine gemeinsame Telefonnummer für Rettungsdienst und ärztlichen Bereitschaftsdienst mit einheitlichem Abfragetool und Ressourcenzuordnung sein.
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