Im Jahr 2010 wurde bei Bauarbeiten im Areal des Basler Waisenhauses eine kleinere Gruppe von Gräbern entdeckt, die anhand von wenigen Beigaben mit einiger Wahrscheinlichkeit in das zweite Viertel des 5. Jahrhunderts datiert. Mit dem Fund dieser Gräber liegt für die Epoche der Spätantike in Basel erstmals eine Gruppe von Bestattungen vor, die eine zivile rechtsrheinische Siedlungstätigkeit ausserhalb der bekannten Befestigungsanlagen in der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts anzeigt.
Seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert geben Ausgrabungen den Archäologinnen und Archäologen immer wieder Einblicke in die bis zu drei Meter mächtigen Siedlungsablagerungen unter dem Asphalt des Münsterhügels. Zahlreich sind dabei die Befunde und Funde, die der Spätantike (ausgehendes 3. bis etwa zur Mitte des 5. Jahrhunderts) zugewiesen können.
Dank moderner computergestützten Grafikprogramme besteht heute die technische Möglichkeit, die archäologischen Erkenntnisse in Lebensbildern zu visualisieren. In diesem Beitrag wird anhand ausgewählter Beispiele aufgezeigt, wie das neue Lebensbild des spätrömischen Basels entstand.
Band 24 der Materialhefte zur Archäologie in Basel widmet sich mit der Spätantike und dem Übergang zum Frühmittelalter auf dem Münsterhügel einem Geschichtsabschnitt, der einen Forschungsschwerpunkt der Archäologischen Bodenforschung bildet. In der spätrömischen Zeit nahm die Bedeutung von Basel immer mehr zu: Die von militärischen Erfordernissen geprägte römerzeitliche Siedlung bzw. das Kastell auf dem Basler Münsterhügel ist die Keimzelle der späteren mittelalterlichen Bischofstadt.
Markus Asal hat im Rahmen seiner 2010 abgeschlossenen Dissertation Baubefunde und Funde einer 2004 durchgeführten Rettungsgrabung an der Martinsgasse 6+8 vorgelegt. Seine Auswertung vermag nicht nur die Errichtung der spätrömischen Befestigungsmauer erstmalig zu datieren, sie präsentiert auch neue Erkenntnisse zur Überbauung des nördlichen Teils des Münsterhügels mit Fachwerk- und Holzbauten und kann aufzeigen, dass der Nordteil des Münsterhügels, möglicherweise gar die gesamte Siedlung, im 4. Jahrhundert einem kontinuierlichen Prozess baulicher Veränderung unterlag.
Bereits im Mittelalter hat der Bau der Inneren Stadtmauer und insbesondere der Aushub des Stadtgrabens eine mächtige Schneise durch die römerzeitlichen Befunde geschlagen. Trotzdem liessen sich beim Bau des Kunstmuseum-Parkings letzte Reste der römischen Siedlung fassen, u. a. zeigen spätrömische Münzen ein der spätrömischen Festung vorgelagertes Suburbium an.
An verschiedenen Stellen wurden Teilstücke der Inneren Stadtmauer und ihrer Kontermauer freigelegt. In einem an die Stadtmauer angebauten spätmittelalterlichen Latrinenturm wurde das fast vollständige Skelett eines Affen entdeckt. Die Untersuchungen des Skeletts zeigen eine wenig artgerechte Haltung des als Haustier dienenden Wildtieres.
Mehrere Fragmente von Grabsteinen aus dem mittelalterlichen jüdischen Friedhof am Petersplatz waren in Drittverwendung in Sickerschächten verbaut. Sie erinnern an die brutale Vernichtung und Vertreibung der jüdischen Gemeinde 1348/49.
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