Zusammenfassung. Studien zur Erreichbarkeit für Arbeitsanforderungen zeigen, dass diese mit Arbeitszufriedenheit und Engagement (Motivation), aber auch Erholungsdefiziten in Beziehung steht, sowie mit höherer Arbeitsintensität und Tätigkeitsspielraum. Zu klären ist, ob die Beziehungen zwischen Erreichbarkeit und Motivation sowie Erholungsdefiziten auch nach Kontrolle der Effekte von Arbeitsmerkmalen nachweisbar sind. Es wurden Regressionsanalysen mit Daten von 83 erreichbar und 60 nicht erreichbar Beschäftigten durchgeführt (Prädiktoren: Arbeitsintensität, Tätigkeitsspielraum, Erreichbarkeit; Kriterien: Arbeitsengagement, Arbeitszufriedenheit, Erholungsunfähigkeit). Für Arbeitsengagement war allein der Tätigkeitsspielraum prädiktiv. Für Arbeitszufriedenheit und Erholungsunfähigkeit waren Arbeitsintensität, Tätigkeitsspielraum und Erreichbarkeit signifikante Prädiktoren. Dass durch Erreichbarkeit die Arbeit beendet werden kann, wird als möglicher Grund für die höhere Arbeitszufriedenheit diskutiert. Insgesamt scheinen erreichbar Beschäftigte ihre Arbeit nicht in der regulären Arbeitszeit zu schaffen. Sie nutzen den Tätigkeitsspielraum für die zeitliche Ausdehnung der Arbeit durch Erreichbarkeit. Dies verkürzt die Erholungszeiten, was sich in Erholungsunfähigkeit abbildet.
Zusammenfassung Ziel der Untersuchung war es zu klären, ob sich die Arbeitsmerkmale erreichbar Beschäftigter von denen ohne Erreichbarkeit unterscheiden. Daher wurde die Arbeit von Erreichbaren (n = 79) und von nicht Erreichbaren (n = 48) mittels objektiv-bedingungsbezogener Arbeitsanalysen über eine Arbeitsschicht hinweg analysiert. Im Ergebnis zeigt sich, dass die Arbeit ständig Erreichbarer in fast allen Merkmalen entsprechend der DIN EN ISO 6385 (2016) gesundheitsförderlich gestaltet ist. Sie weist im Vergleich zur Arbeit nicht Erreichbarer eine signifikant höhere Vollständigkeit, höhere Handlungs-/Entscheidungsspielräume, umfassendere Rückmeldungen und Informationen zur Arbeitsorganisation, höhere Kooperationsanforderungen und kognitive Anforderungen, aber auch eine höhere Arbeitsintensität auf. Diskutiert werden die Ergebnisse hinsichtlich der möglichen Zeitverluste aufgrund signifikant häufigerer Störungen/Unterbrechungen und fehlender Berücksichtigung von Zeit für die Erfüllung kooperativer und kognitiver Anforderungen. Diese Zeitverluste bieten in Kombination mit dem hohen Handlungs-/Entscheidungsspielraum eine Erklärungsmöglichkeit für das Auftreten von Erreichbarkeit als eine Form der Kompensation fehlender Zeit. Praktische Relevanz: In der bisherigen Erreichbarkeitsforschung fanden Merkmale der regulären Arbeit wenig Beachtung. Erreichbarkeit wurde i. d. R. als eigenständiges Merkmal der Arbeit und nicht als Symptom für eine bestimmte Art der Arbeitsgestaltung betrachtet. Durch die Berücksichtigung von Erreichbarkeit als Symptom anderer Arbeitsmerkmale eröffnen sich neue Gestaltungsansätze.
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