Ein auffälliges Charakteristikum der gegenwärtigen »Fachkultur« der Allgemeinen Psychologie ist, dass profunde theoretische Arbeit zugunsten einer relativ unkoordinierten Akkumulation empirischer (häufig inhaltlich wenig aussagekräftiger) Detailbefunde stark vernachlässigt wird. Während es zu vielen Neuerungen und Verfeinerungen auf dem Gebiet der Forschungsmethoden gekommen ist, ist der inhaltliche Theoriefortschritt sehr ins Stocken geraten und die Schaffung eines kohärenten konzeptuellen Gerüsts im Sinne eines Rahmenmodells der Psychologie in noch größere Ferne gerückt. Hierzu soll die Frage thematisiert werden, welche fachbezogenen historischen Verläufe sowie welche gesellschaftlichen, (wissenschafts-)politischen Bedingungen der gegenwärtigen Wissenschaftskultur diese Situation herbeigeführt haben. Zum einen spielen historische Gründe eine Rolle, die als eine »gescheiterte Vergangenheitsbewältigung« in Bezug auf die vergleichsweise späte Loslösung der Psychologie von der Philosophie bezeichnet werden können. Zum anderen lassen sich wissenschaftssoziologische Fehlsteuerungsprozesse ausfindig machen, die im Zusammenhang der Ökonomisierung des Wissenschaftsbetriebs stehen.
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