Die Bewegungsgeschichte migrantischer und BIPoC communities in Ostdeutschland wird genauso wie das koloniale Erbe der Städte im kollektiven Gedächtnis der BRD weiterhin vernachlässigt. Das Ausblenden dieser Geschichten ist nicht nur auf postsozialistische Prozesse der Abwertung ostdeutscher Erfahrungen zurückzuführen, auch die DDR imaginierte sich als weiße Nation und reproduzierte postkoloniale Prozesse des Fremdmachens. Um vergessene und entinnerte Geschichten sichtbar zu machen, greift der Beitrag auf die Befunde der memory studies sowie auf die post- und dekoloniale Theoriebildung zurück. Aufbauend auf den Erkenntnissen, die im Rahmen des Lehrforschungsprojektes einer postkolonialen und postsozialistischen Stadtführung gewonnen wurden, gibt der Beitrag Impulse zum Überdenken der Verflechtungen zwischen Sozialismus und Kolonialismus. Aufbauend auf Michael Rothbergs (2009) Überlegungen zu multidirectional memory argumentiert der Beitrag, dass verschiedene Formen der Erinnerung nicht kompetitiv, sondern dialogisch wirken können. Über multidirektionale Formen der Erinnerung können Gegennarrative zu rechtsextremen und rassistischen Narrativen hergestellt werden.
Was bedeutet Migration für die Menschen, die an den Herkunftsorten bleiben? Die Studie rekonstruiert soziale Welten der Migration aus Perspektive der Herkunftsorte in Südmexiko. Sie basiert auf einer ethnographischen Untersuchung, die kollaborativ mit den Bewohner*innen indigener Dorfgemeinschaften in der südmexikanischen Region La Selva Lacandona durchgeführt und qualitativ ausgewertet wurde. Auf Grundlage dekolonialer, geschlechtertheoretischer und transnationaler Ansätze wird gezeigt, dass für die indigenen Dorfgemeinschaften Migration weniger eine Flucht vor den Verhältnissen der Armut und Marginalisierung bedeutet, sondern vielmehr die Möglichkeit bietet, das kommunale Leben am Herkunftsort aufrechtzuerhalten.
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