Die Genese kalkfreier Marschböden ist nach wie vor strittig. Zur Klärung dieser Frage erfolgte deshalb beispielhaft an zwei Knickmarschen Ostfrieslands die Rekonstruktion ihres Paläomilieus mittels Ergebnissen der Röntgenfluoreszenzspektroskopie, Rasterelektronen‐ und Durchlichtmikroskopie. Profil 1 gliedert sich in sieben Fazies. Die Diatomeenflora deutet auf zeitlich variierende Paläomilieus limnischer, brackischer und mariner Ausprägung hin. Im Grenzbereich von mineralischem Material und Torf sowie im Torf selbst wurden Pyritkristalle gefunden. Die zudem häufig auftretenden engen Zr:Al‐ und Si:Al‐Verhältnisse sowie die engen Ca:Sr‐Verhältnisse weisen auf ruhige, brackische bis lagunäre Sedimentationsbedingungen mit Schilftorfbildung im Rückseitenwatt hin. Profil 2 gliedert sich in zwei Fazies, deren Übergang durch einen plötzlichen Wechsel der Diatomeenzusammensetzung, der geochemischen Eigenschaften und des Carbonatgehalts charakterisiert ist. Die Diatomeenflora und die Ca:Sr‐Verhältnisse der unteren Fazies kennzeichnen ein Priel‐Habitat mit marinem Kontakt und ungewöhnlich engen Si:Al‐ und Zr:Al‐Verhältnissen. Die Ergebnisse lassen vor allem für viele Fazies von Profil 1 auf Entkalkungsprozesse während der Geo‐Pedogenese schließen. Für heute kalkfreie Marschböden gibt es demnach zwei Stadien der Entkalkung, zum einen die frühe Geo‐Pedogenese, wie sie eher für die Knickmarschen Niedersachsens für wahrscheinlich gehalten wird, und zum anderen die spätere terrestrische Entwicklungsphase von der Kalk‐ zur Kleimarsch.
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