In der studentischen Beurteilung der coronabedingten Digitalisierung der Hochschullehre scheint es zwei Lager zu geben, zum einen Studierende, die der „digitalen Lehre“ nichts abgewinnen können und hoffen, dass bald alles wieder „normal“ ist, zum anderen diejenigen, die sich zwar grundsätzlich Vorcoronanormalität zurückwünschen, aber in bestimmter Hinsicht die Vorteile der „digitalen Lehre“ sehen und diese auch weiterhin gerne in Anspruch nehmen würden. Dazu gehört vor allem die zeitliche Flexibilität, die für Studierende wichtig ist, die über ihr Studium hinaus Verpflichtungen haben (z. B. Kinderbetreuung, Pflege von Angehörigen und eigenständiges Verdienen des Unterhalts). Geradeasynchrone digitale Lernangebote sind für diese Bedarfe besonders geeignet. Solche Präferenzäußerungen der Studierenden hinsichtlich asynchroner digitaler Lehre lassen sich auch unter Gerechtigkeitsgesichtspunktenbegründen. Unter Rückgriff auf John Rawls’ Theory of Justice und Martha Nussbaums Capabilities Approach will der Beitrag zeigen, dass eine vorcoronäre „herkömmliche“ Lehre (ausschließlich offline, analog und synchron) als sozialethisch defizitär angesehen werden muss. Es soll geklärt werden, inwiefern „digitale Lehre“ auch nach der COVID-19-Pandemie unter dem Gesichtspunkt der Fairness berücksichtigt und umgesetzt werden sollte.
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