Zusammenfassung Hintergrund Proximale Humerusfrakturen gehören zu den dritthäufigsten, osteoporotischen Verletzungen mit steigender Inzidenz. Die Indikationsstellung wird weiterhin kontrovers diskutiert. Ziel unserer Studie war es herauszufinden, ob der Trend zur konservativen Therapie gerechtfertigt ist und sich hiermit v. a. beim geriatrischen Patienten vergleichbare, reproduzierbare Ergebnisse erreichen lassen. Material und Methoden In die retrospektive Single-center-Studie wurden 128 Patienten mit konservativer und kopferhaltender operativer Therapie zwischen 2013 und 2015 eingeschlossen und davon wurden 91 nachuntersucht. Demografische Daten, operative Versorgung sowie Komplikationen wurden erhoben. Eine Follow-up-Untersuchung fand statt, in der Subjective Shoulder Value (SSV), visuelle Analogskala (VAS), Disability of Arm, Shoulder and Hand Questionnaire (DASH), Constant Murley Score (CMS) und Bewegungsausmaß erhoben wurden. Eine radiologische Auswertung wurde durchgeführt. Ergebnisse In den Scores wurden folgende Ergebnisse für konservative und operative Therapie erzielt (konservativ: VAS Schmerz 8,9 Punkte, CMS abs. 70,7 Punkte, DASH: 16,5 Punkte; operativ: VAS Schmerz 1,7 Punkte, CMS abs. 63,5 Punkte, DASH: 24,2 Punkte). Es zeigte sich kein signifikanter Unterschied zwischen Nagel- und Plattenosteosynthese. Die Komplikationsrate betrug 20 %. Die konservative Gruppe erzielte ein besseres Bewegungsausmaß. Die dislozierten Frakturen waren auffallend, wenngleich nicht statistisch signifikant schlechter im Vergleich zu den Neer-1-Frakturen und nur leichtgradig schlechter als die operativ versorgten Patienten. Schlussfolgerung Die Behandlung der proximalen Humerusfraktur bleibt weiterhin eine individuelle Entscheidung abhängig von Funktionsanspruch, Alter und Komorbiditäten. Die konservative Therapie kann in Erwägung gezogen werden, teils auch bei formell bestehender Operationsindikation (v. a. 2‑ und 3‑Part-Frakturen), da sich hiermit vergleichbare Langzeitergebnisse mit hoher Patientenzufriedenheit und reduziertem (perioperativem) Risiko erzielen lassen.
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