ZusammenfassungDieser Artikel erläutert die Entwicklung und Implementierung einer
psychosomatischen Früherkennungsmaßnahme in der
stationären somatischen Versorgung. Circa jede:r sechste
stationär somatisch behandelte Patient:in ist von einer psychischen
Störung betroffen. Schätzungen gehen davon aus, dass nur die
Hälfte der Betroffenen korrekt erkannt wird. Folglich bleibt ein
Großteil der Patienten unbehandelt. Um diese Versorgungslücke zu
adressieren, wurde eine psychosomatische Früherkennungsmaßnahme
von einer interdisziplinären Arbeitsgruppe entwickelt. Die Erkennung
basiert auf dem Patient Health Questionnaire-4 (PHQ-4). Der PHQ-4 ist ein
psychometrisch sehr gut evaluierter ultra-kurzer Screening-Fragebogen zur
Erkennung von depressiven Störungen und Angststörungen.
Für die Implementierung in der stationären Routineversorgung
wurde der PHQ-4 als Formular in die elektronische Patientenakte programmiert.
Dieses Formular wird beim Aufnahmegespräch durch Mitarbeitende der
Pflege durchgeführt. Ergibt das PHQ-4 Screening-Ergebnis einen Hinweis
auf das Vorliegen einer psychischen Komorbidität und
äußert der Patient Bedarf, wird automatisch ein
psychosomatisches Konsil beauftragt. Die Umsetzung in die klinische Routine
erfolgte auf vier internistischen sowie drei dermatologischen Stationen des
Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf. Die in der elektronischen
Patientenakte implementierte Früherkennung ist eine minimal
aufwändige, wenig zeitintensive und praktikable Methode, Patienten durch
eine schnelle interdisziplinäre Weiterverweisung ganzheitlich zu
versorgen. Eine Evaluation der Kosten-Effektivität, der klinischen
Effizienz sowie der Akzeptanz steht noch aus.
Zusammenfassung
Hintergrund
Ängstlichkeit und Depressivität sind bei Patienten im Bereich der stationären somatischen Versorgung weit verbreitet. Gerade in der Dermatologie, wo oft eine Behandlung von chronischen Erkrankungen erfolgt und die Gefahr der Stigmatisierung durch die Gesellschaft besonders groß ist, treten psychische Störungen bei fast jedem dritten Patienten auf. Dermatologische Erkrankungen und psychische Störungen stehen oft in negativer Wechselwirkung und führen zu gesteigerter Morbidität. Obwohl dermatologische Leitlinien eine Früherkennung empfehlen, wird dies in der Praxis oft unzureichend umgesetzt.
Methodik
Wir demonstrieren die Etablierung eines einfachen Screenings im Bereich der stationären dermatologischen Versorgung auf psychische Komorbiditäten anhand eines kurzen Fragebogens, dem sog. Patient Health Questionnaire‑4 (PHQ-4), der 4 Fragen zur Ängstlichkeit und Depressivität stellt. Wird hierbei ein bestimmter Punktwert erreicht, erfolgt die automatische Anforderung eines psychosomatischen Konsils. Dadurch können eine Entlastung des Patienten sowie die notwendige ganzheitliche Behandlung erfolgen.
Ergebnisse
Im Jahr 2019 wurden in unserer Klinik 83 % aller stationären Patienten mittels PHQ‑4 gescreent und 98 psychosomatische Konsile generiert.
Diskussion
Unsere bisherigen Erfahrungen zeigen den Nutzen des Screenings bei geringem zeitlichem Mehraufwand, sodass wir eine flächendeckende Einführung in der stationären dermatologischen Versorgung empfehlen.
scite is a Brooklyn-based organization that helps researchers better discover and understand research articles through Smart Citations–citations that display the context of the citation and describe whether the article provides supporting or contrasting evidence. scite is used by students and researchers from around the world and is funded in part by the National Science Foundation and the National Institute on Drug Abuse of the National Institutes of Health.