Zusammenfassung Zielsetzung Ziel dieser Arbeit war es, die Komplexität von Schwangerschaft und Sucht durch ein Fallbeispiel einer Patientin mit schwerer Polytoxikomanie, Borderline-Organisation sowie den Verlauf der Schwangerschaft und die frühe Phase nach der Geburt vorzustellen. Dabei ging es v. a. um die Frage, wie eine langfristige Behandlung mit einem mehrstufigen, multiprofessionellen und multimodalen Setting aussehen könnte. Die Arbeit zeigt zudem Konflikte an Schnittstellen auf und wie wichtig die Kommunikation innerhalb des Teams und fachübergreifend war. Intervention Qualifizierte stationäre Entgiftungsbehandlung von Benzodiazepinen, Phenothiazin, Lyrica Venlafaxin und Reduktion von Methadon mit anschließender Umstellung auf Buprenorphin sowie ergänzender kombinierter ärztlicher, psychodynamischer Einzel- und Gruppentherapie und einem pflegerischen DBT-S Einzel- und Gruppensetting. Außerdem wurde schon während der Schwangerschaft zusätzlich zum stationären Behandlungsteam ein fächerübergreifendes Behandlungsteam aus Gynäkologen, Kinderärzten, Kinder- und Jugendpsychiatern sowie der Kinder- und Erwachsenenschutzbehörde (KESB, in Deutschland Jugendamt) zusammengestellt und schon zu Beginn wurde eine langfristige Behandlung mit stationärem, teilstationärem und ambulantem Intervall geplant. Ergebnis Im Laufe der fast 3-jährigen Behandlung und 5 Jahre späteren katamnestischen Nachuntersuchung konnte zunächst unter 8 mg Buprenorphin eine Abstinenz von illegalen Substanzen erzielt werden. Im Verlauf sogar vollständige Abstinenz ohne Substitution. Dies konnte durch ein erneutes Interview und Drogenscreening im Jahr 2020 bestätigt werden. Außerdem konnte im Rahmen der fächerübergreifenden Arbeit ein stabiles soziales Umfeld und ein Wiedereinstieg ins Berufsleben erreicht werden. Diskussion Trotz der anfänglich häufigen Rückfälle konnte durch den Erhalt der therapeutischen Beziehung (z. B. mittels Time-out auf die Akutstation, Verlängerung einer Wochenendbeurlaubung oder Neuverhandlung der Behandlungsvereinbarung) unter Fortsetzung der Einzelpsychotherapie und Bezugspflege mit Einbezug der Rückfälle, gegenseitiges Vertrauen und Wertschätzung geschaffen werden. Dafür war allerdings viel supervisorische Arbeit innerhalb des Teams, aber auch fächerübergreifend notwendig, da sich die extreme innerer Welt der Patientin häufig in unterschiedlicher Art und Weise im multiprofessionellen Team zeigte und dadurch zu Konflikten führte, die passager das Verlassen der Neutralität verlangten. Ferner waren für diese Art der Behandlung enorme Ressourcen notwendig sowohl zeitlich als auch personell.

Zusammenfassung Ziel der Studie Das Ziel der vorliegenden explorativen Studie war zu untersuchen, ob die subjektive Symptombelastung vor und während der Behandlung von PatientInnen mit einer Substanzkonsumstörung einen Einfluss darauf hat, ob die Behandlung regulär (d. h. in gegenseitigem Einverständnis zwischen Therapeut und Patient) oder irregulär (d. h. Therapeut oder Patient bricht ab) beendet wird. Methodik In der vorliegenden, retrospektiven Untersuchung wurden 54 PatientInnen einer Drogenentzugs- und Entwöhnungsstation untersucht. Die Informationen zur Art des Behandlungsabschlusses wurden der Basisdokumentation und zur Symptombelastung der Brief-Symptom-Checkliste (BSCL) entnommen. Ergebnisse Die Ergebnisse der binären logistischen Regressionsanalysen zeigten, dass eine allgemeine Reduktion der Symptombelastung während der Behandlung mit einem regulären statt einem irregulären Behandlungsabschluss einherging. Die Analysen der Subskalen der BSCL ergaben signifikante Effekte für eine Abnahme der Ängstlichkeit und des Paranoiden Denkens während der Therapie zugunsten eines regulären Behandlungsabschlusses. Des Weiteren sagten hohe Werte der Zwanghaftigkeit zu Behandlungsbeginn einen regulären Behandlungsabschluss vorher. Schlussfolgerung Bei der Behandlung von PatientInnen mit Substanzkonsumstörungen erscheint es sinnvoll, die allgemeine subjektive Symptombelastung während der Behandlung zu erfragen, um Therapieabbrüche zu vermeiden. Insbesondere sollten die Ängstlichkeit und das Paranoide Denken in den Fokus der Behandlung rücken, da diese in der vorliegenden Studie einen regulären Behandlungsabschluss vorhersagten.

Background: Much literature is devoted to describing the psychosocial situation of patients with a substance use disorder and the course of their families and healthy partners. Couples where both partners have a substance use disorder are less well described and even less often studied. Method: This study described the psychodynamic and symptomatology, as measured by the Brief Symptom Inventory (BSI), of five concordant couples treated simultaneously as inpatients at the same specialized substance use disorder ward. Results: The psychodynamic characterization of the couples revealed that the female was often the organizer, whereas the male was either the motivator or the lackey. In addition, the female was often emotionally dependent on the male. Most individuals showed symptom reductions from pre- to post-treatment, although the men seemed to benefit to a greater extent than the women. Moreover, the patients did not necessarily desire couples therapy. Conclusion: Treating couples concordant for substance use together in the same inpatient setting is unusual, but possible. The dynamics of couples in drug rehabilitation should be further investigated taking into account possible gender differences.

Background: Much literature deals with patients who use drugs and have partners who are drug-free. However, concordant couples, in which both partners are consuming drugs, are sparsely examined in the literature. This might be due to the fact, that couples are rarely treated together in healthcare services. Despite that fact we propose that it is feasible and clinically meaningful to treat concordant couples in the same ward. Consequently, this study pursues the goal to expand the body of knowledge in the treatment of concordant couples investigating the research question: is it feasible, clinically and prognostically meaningful to treat these patients in the same ward? Method: This exploratory study included five concordant couples (ten patients), which were simultaneously treated between August 2013 and November 2014 in a specialised substance use ward at the Psychiatric Hospital Münsterlingen, Switzerland. All patients passed through a psychodynamic characterisation based on the OPD-II interview and the Structured Interview for Personality Organization. Symptom load was measured with the Brief Symptom Inventory at admission and termination of treatment. We calculated comparisons at the individual level using t-tests for paired samples. Results: We showed that it is feasible and clinically meaningful to treat couples concordant for substance use in the same ward. The psychodynamic characterization of the five concordant couples revealed recurring patterns of collusion, involving divided roles between dependence and independence, caregiving and neediness, activity and passivity, control and submission, strength and deficiency as well as superiority and inferiority. The patients didn´t change significantly on the BSI between pre- to post-treatment, although men (d = 1.64) benefited to a greater extent than women (d = 0.10). Conclusion: Treating concordant couples together in the same inpatient setting is unusual, but feasible and clinically useful, because it makes it possible to take into account the couples dynamics in the treatment.