Schreiben" bedeutet heute in aller Regel "tippen", das Schreiben von Hand beschränkt sich auf einige wenige Textsorten. Folgt man der Berichterstattung in den Massenmedien, wird der Stift heute nur noch gebraucht, um Gefühle mitzuteilen-Liebesbriefe, Glückwunsch-und Beileidskarten sind die "letzte Bastion" der Handschrift. Der Beitrag geht der Frage nach, weshalb das Schreiben von Hand gerade beim Zeigen von Gefühlen (noch immer) als angemessen gilt, woher also die enge Verbindung von Handschriftlichkeit und Emotionen kommt. Es wird gezeigt, welche Konzepte hinter dieser Verbindung stehen und was es bedeuten könnte, wenn Liebesbotschaften künftig nur noch getippt werden.
Der Beitrag wendet sich der sprachlichen Gestaltung von Trauer, Trost und Macht im Hochadel des 17. Jahrhunderts zu und macht das Konzept der Positionierung für die historische Soziolinguistik bzw. historische Pragmatik nutzbar, um historische Lebenswelten zu rekonstruieren. Analysiert werden Positionierungen in zwei Leichenpredigten für die Kinder des Grafenpaares Maria Euphrosyne von Pfalz-Zweibrücken und Magnus Gabriel De la Gardie. Die Analyse von deutschsprachigen Leichenpredigten für drei der acht verstorbenen Kinder zeigt, dass zwar die tiefe Trauer der Eltern und Trost durch Gottes Gnade relevant gemacht werden, vor allem aber auch die ständische Position des Grafenpaares sowie die religiöse Sinnstiftung durch den Prediger manifestiert werden. Deutlich wird auch, dass die Gattung der Leichenpredigt dabei den Rahmen für diese Positionierungen bietet.
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