Zusammenfassung Hintergrund Strabologische Operationen werden häufig in universitären Zentren durchgeführt. Ziel dieser Arbeit ist es, die Kosten dieser chirurgischen Leistung an einer Universitätsklinik zu ermitteln und die Kostenkompensation für den ambulanten Bereich zu überprüfen. Material und Methode Von allen Strabismusoperationen an der Medizinischen Hochschule Hannover wurden in den Jahren 2018 und 2019 relevante OP-Daten wie Alter des Patienten, Anzahl der operierten Muskeln, Schnitt-Naht-Zeit, Präsenzzeiten der Chirurgen und Anästhesisten sowie der entsprechenden Funktionsdienste auf Basis des klinikeigenen Informationssystems evaluiert. Im Rahmen einer Kostenträgerrechnung wurden dabei die Kosten für Personal, Material, Raummiete und Overhead kalkuliert. Ergebnisse Insgesamt wurden 302 Operationen (stationärer Anteil: 92,1 %) bis auf wenige Ausnahmen unter Vollnarkose durchgeführt. Das mittlere Alter der Patienten betrug 31 Jahre (Median: 26 Jahre), wobei 33 Patienten Kinder unter 6 Jahren waren. Im Mittel wurden 1,84 Muskeln pro Eingriff operiert. Die mittlere Schnitt-Naht-Zeit betrug 51,5 min, die mittlere Anästhesiezeit 85 min, die Präsenzzeit des Funktionsdienstes OP und auch die des Funktionsdienstes Anästhesie belief sich auf jeweils 104 min, die zusätzliche Aufwachraumzeit auf 66 min. Die am Gesamtprozess durchschnittlich entstandenen Personalkosten summierten sich auf 642,14 € zuzüglich durchschnittlich 109,23 € Material‑/Medikamentenkosten (Operation und Anästhesie) sowie Reinigung und Raumkosten (inklusive Infrastrukturkosten) von 178,71 €. Somit betrugen die Gesamtkosten einer durchschnittlichen strabologischen OP in unserem Kollektiv 930,08 € (Minimum: 491,01 €, Maximum: 1729,29 €). Kostenkalkulationen von Untergruppen ergaben aufgrund unterschiedlicher Behandlungszeiten (37 min für 1 Muskel bis 72 min für 3 und mehr Muskeln) respektive Anästhesiezeiten insbesondere bei Kindern <6 Jahren (durchschnittlich 22 min länger als bei Erwachsenen und Kindern >5 Jahren; Differenz 11 min [1 Muskel], 25 min [2 Muskeln] und 30 min [3 und mehr Muskeln]) deutlich höhere Kosten bei Kindernarkosen und einer höheren Anzahl operierter Muskeln. Das reine Kostenniveau einer Strabismusoperation an unserer Klinik erscheint durchschnittlich um den Faktor 2 höher als das Entgelt, welches für Strabismusoperationen über EBM (einheitlicher Bewertungsmaßstab) im ambulanten Bereich erlöst wird. Schlussfolgerungen Die rein betriebswirtschaftlich errechneten Kosten für strabologische Operationen an einer Universitätsklinik sind signifikant höher als die im ambulanten Bereich nach Paragraf 115b, Absatz 1, SGB V aktuell zu erzielenden Erlöse. Unter diesen Bedingungen können solche Operationen ambulant nicht kostendeckend erbracht werden.
Zusammenfassung Hintergrund In der chirurgischen Augenheilkunde existieren in der Regel kurze Operationszeiten und somit viele Wechsel zwischen den einzelnen Operationen, die keiner spezifischen Vergütung unterliegen. Da in Kliniken der Maximalversorgung konsekutiv häufig unterschiedliche Operationen mit variabler Dauer durchgeführt werden, Notfalloperationen eingeschoben werden müssen und Weiterbildung von Kolleginnen und Kollegen praktiziert wird, ist es besonders wichtig, möglichst kurze Überleitungszeiten zu generieren, um sowohl ausreichend Operationszeit zu haben als auch möglichst viele Fälle behandeln zu können. Ziel dieser Arbeit ist es, die Effizienz der Operationsleistung einer Universitäts-Augenklinik zu evaluieren. Patienten und Methodik Die im Jahr 2021 durchgeführten Operationen der MHH-Augenklinik wurden hinsichtlich Spektrum, Anzahl, OP-Dauern, Wechselzeiten und Prozesszeiten evaluiert. Personell war jeder OP-Saal mit einer Assistenzärztin oder einem Assistenzarzt der Anästhesie, einer Anästhesiepflege, 2 OP-Pflegenden, einem Operateur und 20 % anästhesiologisch oberärztlicher Supervision ausgestattet. Auf Basis eines theoretischen Konzepts, welches einen erhöhten Personalschlüssel bei gleichbleibender Infrastruktur vorsieht, wurde berechnet, wie viele Operationen mehr durchgeführt werden können, wenn die Überleitungszeit halbiert wird, und ob der finanzielle Mehraufwand dabei kompensiert werden kann. Ergebnisse Bei insgesamt n = 2712 während regulärer Dienstzeiten (244 Arbeitstage) in 2 OP-Sälen durchgeführten Operationen (durchschnittlich täglich n = 11,1; wöchentlich n = 53,6 und monatlich n = 237,1) betrug die durchschnittliche OP-Dauer 37 min und die Überleitungszeit 43 min. Die Operationssäle wurden damit nur zu 51 % der Gesamtbetriebszeit durch chirurgische Arbeiten ausgelastet. Hauptprozeduren waren mit n = 1350 die Vitrektomien und mit n = 1308 Kataraktoperationen. Das angepasste Personalkonzept sah pro OP-Saal eine zusätzliche OP-Pflegekraft sowie für beide OP-Säle insgesamt eine zusätzliche Ärztin oder einen Arzt der Anästhesie vor; die Zusatzkosten für diesen Personalaufwand berechneten sich auf ca. 300.000 € pro Jahr. Die Halbierung der Überleitungszeit von 43 min auf 21 min durch dann mögliche überlappende Einleitung und paralleles Arbeiten, was bis dato nicht möglich ist, ergibt pro OP-Saal eine zusätzliche OP-Zeit von 100 min, sodass mindestens vier OPs zusätzlich durchgeführt werden können. Bei stringenter Durchführung und gleichen räumlichen Strukturen mit stabilen Fixkosten könnten somit n = 976 OPs pro Jahr mehr durchgeführt werden. Abzüglich der angepassten Personalkosten, der zusätzlichen Materialkosten für OP und Anästhesie von 557.042 € und den stationären Hotelleriekosten von 600.663 € bei durchschnittlichen Liegezeiten von 2,8 Tagen würde ein Mehrerlös von etwa Faktor 2,4 der zusätzlichen Personalkosten erzielt werden. Berücksichtigt werden in dieser Kalkulation die derzeitige Fallpauschale von 3739,40 € und ein durchschnittlicher Casemix-Index der Augenklinik von 0,649 (Gesamtmehrerlös 2.155.449 €; Deckungsbeitrag II 701.389 €) für das betrachtete chirurgische Patientenkollektiv im Jahr 2021. Schlussfolgerungen Eine Erhöhung des Personalaufwands im OP-Saal für chirurgische Fächer wie der Augenheilkunde mit kurzen Eingriffen und vielen Wechseln lohnt sich betriebswirtschaftlich auch für ein Universitätsklinikum, um überlappende Überleitungen durch Anästhesie und OP-Pflege zu ermöglichen und zu optimieren. Dieses sollte daher auch entgegen standardisierter Personalbestückungen der OP-Säle erwogen werden, um vorhandene Ressourcen mit ihren Fixkosten möglichst optimal zu nutzen.
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