Lesen ist als ein Sprachhandeln konzeptionalisiert, wobei Lesevorgänge stimmlich oder gestisch mitgestaltet werden. Der Beitrag geht dem Lesen als Sprach- und körperliches Handeln in drei Teilen nach: In einem ersten Teil wird die Präsenz des Körpers beim Lesen – insbesondere im 18. Jh. – und sein allmähliches Entschwinden als kulturgeschichtliche Veränderung der Lesepraxis kurz aufgezeigt – dies im Gegensatz zu den Berichten jugendlicher Leserinnen und Leser über ihre körperlichen Reaktionen im Verlauf der Lektüren. In einem zweiten Teil werden lesepsychologische Erklärungen mit Bezug auf die embodiment-Annahme in der anglosächsisch geprägten Kognitionspsychologie diskutiert, die den Zusammenhang von kognitiven Vorgängen, Identifikationen mit dem Gelesenen und körperlicher Reaktion sowie deren Bedeutung für das Texterstehen aufzeigen. Ein letzter Teil geht auf den handlungs- und produktionsorientierten Leseunterricht ein, der u.a. auf die Aktivierung von Stimme und Körper ausgerichtet ist. Seine Akzeptanz bei Lehrkräften und Schülerinnen und Schülern ist empirisch noch eher spärlich nachgewiesen und bezüglich seiner Wirkungen können erst einmal Forschungsdesiderate formuliert werden.
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