Die "neue Linke" als Außenzirkel der Macht. Rortys Herrschaftskritik und sein Weg aus der Theoriefalle "Bei ihrer Art zu reden bleibt der lebensnahe, den Kern der Probleme ansprechende Ton auf der Strecke. Anstatt zum Beispiel zu sagen, es sei ungeheuerlich, dass die Schulen in den Vorstädten so viel sicherer und sauberer sind als die Schulen in den Innenstädten, sagen sie, es sei uns nicht gelungen, die Andersheit des Anderen nicht in ausreichendem Maße anzuerkennen. Sie diagnostizieren dieses Scheitern als Symptom des allgemeinen Scheiterns der liberalen Demokratie -ein Symptom, das nur auf einem ziemlich hohen philosophischen Niveau verstanden werden kann" (Rorty 2000a: 67).
EinleitungWährend es in der Philosophie eine weitreichende Debatte rund um das Werk Richard Rortys gibt, scheint der Autor in der deutschsprachigen Politikwissenschaft immer noch verhalten wahrgenommen zu werden. Dabei sind die wenigen existierenden politikwissenschaftlichen Auseinandersetzungen mit Rorty von zwei Schlagseiten geprägt. Auf der einen Seite betrachten Autoren wie Dirk Auer (2004), trotz grundlegender Sympathien, Rortys politische Theorie mit einiger Skepsis. Grund dafür ist, dass Auer in Rortys politischer Theorie einen Widerspruch zwischen dessen philosophischen und politischen Überlegungen erkennt (vgl. Auer 2004: 74). Nach Auer zeige sich dieser vor allem in Rortys mangelndem Verständnis des konflikthaften Wesens von Politik. Würde Rorty seinem philosophischen Anti-Essentialismus treu bleiben, so Auer, dann müsste er konsequenterweise die politische Gesellschaft als sozial unbestimmt und umkämpft beschreiben. Stattdessen vertrete Rorty jedoch ein "konsensualistisches Modell" (ebd.), das nicht Konflikte, sondern die Betonung eines gemeinsamen politischen Vokabulars hervorhebe. Um diese theoretischen Inkonsistenzen zu beseitigen und Rortys Schriften für aktuelle politische Auseinandersetzungen anschlussfähig zu machen, fordert Auer, Rortys politische Theorie mit ‚radikaleren' Theorien -etwa der Hegemonietheorie Laclaus und Mouffes -zusammen zu denken (vgl. ebd.: 132ff), also mit Ansätzen, denen Rorty explizit kritisch gegenüberstand (Rorty 1999c; 1999d). 1
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