Das Verhältnis zum Neuen hat sein Modell an dem Kind, das auf dem Klavier nach einem noch nie gehörten, unberührten Akkord tastet. Aber es gab den Akkord immer schon, die Möglichkeiten der Kombination sind besdwänkt, eigentlich steckt alles schon in der Klaviatur. Das Neue ist die Sehnsucht nach dem Neuen, kaum es selbst, daran krankt alles Neue. Was als Utopie sid) fühlt, bleibt ein Negatives gegen das Bestehende, und diesem hörig. Theodor W. Adorno: Ästhetische Theorie -Aus dem Nachlaß ULRICH SCHULZ-BUSCHHAUS Die Unvermeidlichkeit der Komparatistik Zum Verhältnis von einzelspradilidien Literaturen und Vergleidiender Literaturwissensdiaft Der Ort der Vergleichenden Literaturwissenschaft in der wediselhaften Konfiguration und Konkurrenz philologisdier Disziplinen ersdieint nach wie vor prekär. Gewöhnlidi wird die Komparatistik, wie wir sie aus sprachökonomisdien Gründen nennen wollen, als eine Aktivität am Rande der etablierten Philologien aufgefaßt, vornehm, gediegen und menschheitsfreundlich, doch auch ein wenig abseitig und -in Krisenzeiten -von fraglichem Nutzwert. Die Rolle, die ihr zufällt, ist es auszuhelfen und zu ergänzen. So wird sie konsultiert, wenn ein literarisches Phänomen offenkundig über einen bestimmten Sprachraum hinausreicht. Solche Phänomene, an denen sich die Teilnahme verschiedener Literaturen zeigt, sind nach der Communis opinio vorzugsweise: Einflüsse, Wirkungen und Analogien; Epochen bzw. Perioden; Gattungen bzw. Formen; Themen bzw.* Motive 1 .Dabei gilt als selbstverständlich, daß das spezifische Interessengebiet der Komparatistik vorwiegend im Gemeinsamen der Literaturen und nicht in ihrem je Besonderen und Eigentümlichen liegt. Am prägnantesten hat das wohl Horst Rüdiger ausgedrückt: "Sprachen spalten die Literatur in Literaturen auf; literarische Formen (hier könnte man hinzufügen: auch Themen und epochale Tendenzen, U. SB.) verbinden die Literaturen zur Literatur/ 2 Die Erfassung und Erklärung des Besonderen einer einzelnen Literatur wird dagegen zumeist der jeweiligen einzelsprachlichen Philologie überlassen. Für die Deutung des eigentümlichen Charakters der deutschsprachigen Literatur scheint die Germanistik zuständig, für das Eigentümliche
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